Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Landgraf Ludwig I. von Thüringen. 177 
Folgen für die innere Anordnung, Festigkeit, Politik, das Ge- 
deihen der Städte und vielfacher Betriebsamkeit, selbst für den 
ganzen Frieden der Provinz, soviel eben in jener Zeit gewaltiger 
Entwickelungen und Gestaltungen im äußern und innern Leben 
der Deutschen Friede bedeuten konnte. Es ist bereits gczeigt, 
wie Ludwig, der dritte von dem bärtigen Stammvater an ge- 
rechnet, zu seinem großen Besitzthume im Lande die Landgraf- 
schaft der Winzenburger vom Kaiser Lothar (1130) erhielt und- 
nun den neuen Amtstitel auch auf Thüringen ausdehnte; und 
wie er außer den Gütern am Rhein noch die große Herrschaft 
Hessen theils durch die gisonische Hedwig, theils nachher als 
Erbe seines kinderlosen Bruders Heinrich Raspe gewann Durch' 
letztern siel ihm auch die gosecker Vogtei auheim; die von Brei- 
tungen, Breitenau, Hersfeld, Wetter, Spießkappel, Reinhards- 
brunn besaß er schon. Seine glänzende Belehnung mit den 
Fahnen 1) hat die Aufmerksamkeit der Schriftsteller so angezogen, 
daß sie von seiner 10jährigen Landesverwaltung nur wang mehr- 
berichten. « « 
Der so vereinigten Macht des Landgrafen mochte der ibrige 
Landesadel sich kaum gewachsen fühlen, gewiß aber über dies! 
neue Abhängigkeitsverhältniß sehr wenig zufrieden gewesen sein. 
Am liebsten hielt sich Ludwig bei seinem kaiserlichen Vetter auf 
und nahm auch nach Lothars Tode für dessen Schwiegersohn, 
den Welfen Heinrich den Stolzen, Partei, als König Kon- 
rad III. diesem das Herzogthum Sachsen absprach. ) Er starb 
am 12. Januar 1140 und wurde in Reinhardsbrunn begraben, 
wo ihm 8 Jahre später Frau Hedwig beigesellt wurde. 
1) „Cum vexillorum fcstiva exhibitione (mit Befelunge der Banyr)“, 
sagt der Überarbeiter der Ann. Reinhardsbr. p. 24 in seiner rhetorisiren- 
den Manier, indem er die Anschauungen seiner Zeit auf die Vergangenheit 
Überträgt, auf die sie nicht passen. Ludwig erscheint häufiger fast als sein 
Nachfolger in Urkunden; einmal kommt neben ihm als Zenge auch sein 
Dispensator, Schabmeister Siegfried, vor. Schultes (Dir. dipl. I, 332) 
übersctszt einmal comen regionnrius (bekanntlich Landgras) durch könig- 
licher Graf. Die Qucllen sind bei Schumacher (Nachrichlen, 3. Samm- 
lung) verzeichunet. 
2) Wegele, Der Epistolarcoder des Klosters Reinhardsbrunn in 
Zeitschr. für thür. Gesch. I, 337 ff. 
Böttiger, Geschichte Sachsens, 2. Aufl. 1. 12 
1130 
1140
	        
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