Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

1208 
1212 
188 Landgraf Hermann I. von Thüringen. 
burger, Vockstädter, welche die Gelegenheit günstig fanden, sich 
dem Üübergewicht der landgräflichen Gewalt zu entziehen. Sanger- 
hausen ergab sich, aber Weißensees tapfere Gegenwehr setzte 
den Landgrafen in Stand bis zur Ankunft der Böhmen aus- 
zuharren. Als jedoch Ottokar durch Philipps Übermacht ge- 
schreckt eilig wieder umkehrte, mußte Herman (17. September) 
zu. Ichtershausen sich Philipp unterwerfen und Geiseln stellen. 
Seitdem enthielt er sich wenigstens offener Feindseligkeit gegen 
seinen Vetter, aber gern hätte ihn Innocenz zu neuem Treu- 
bruch verleltet, und wahrscheinlich wäre dieser endlich auch er- 
folgt, wenn Philipp nicht 1208 (21. Juni) das bekannte Ende 
auf der Altenburg gefunden hätte 1). Nun war freilich nur 
Otto anzuerkennen, Als aber Innocenz selbst seinen Mündel 
Friedrich von Sicilien den deutschen Fürsten anempfahl, war 
Hermann wieder der Ersten einer, die auf den Conventen von 
Bamberg und Nürnberg für Friedrich stimmten und Otto ver- 
ließen. Selbst Philipp August von Frankreich, dessen Interessen 
durch den. Ausgang dieser Verhandlungen nahe berührt wurden, 
suchte den Landgrafen von Otto abtrünnig zu machen, indem 
er um dessen zweite Tochter Hedwig warb für den Fall, daß 
der Papst in seine Scheidung von der dänischen Ingeborg 
willigen würde. Dem Erzbischof von Mainz gewährte der Land- 
graf an seinem Hofe Schutz und Zuflucht gegen Otto., Doch 
hatte dieser den Kampf nicht aufgegeben; sein Truchseß Gunzelin 
von Wolfenbüttel überrumpelte 1212 Nordhausen und Mühl- 
hausen, noch gefährlicher aber wurde er dem Landgrafen dadurch, 
daß er die thüringischen Herren an sich zog, die begierig die 
Gelegenheit ergriffen, die mehr und mehr sich aufdrängende 
Landeshoheit abzuschütteln; doch geriethen die Häupter derselben, 
die Grafen von Beichlingen und von Stolberg, durch Überfall 
in Ludwigs Hände. Anfang Juli brach Otto in Person in 
Thüringen ein, erstürmte Rotenburg bei Kelbra und Langen- 
salza, aber Schloß Weißenfels widerstand hartnäckig so lange, 
bis Otto durch das Erscheinen des Gegenkönigs Friedrich auf 
deutschem Boden genöthigt wurde, die Belagerung und den 
ganzen Kampf in Thüringen aufzugeben. Der Landgraf säumte 
1) Abel, König Philipp, S. 19—204.
	        
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