Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Landgraf Ludwig IV. 205 
hatten verbürgen müssen. Der georgenthaler Abt schoß das 
Geld für 10 Hufen Landes, die zu dem Witthum der Mutter 
Sophia mit gehörten, vor. 
Schon mit eilf Jahren war er mit der Aouruun Elisa- 
beth, der Tochter Königs Andreas II. von Ungarn, verlobt 
worden, wahrscheinlich nicht ohne Einwirkung ihres Oheims, des 
nach Ungarn geflohenen Bischofs Ekbert von Bamberg, dessen 
Zurückberufung gerade damals von Landgraf Hermam betrieben 
wurde; eine glänzende Gesandtschaft geleitete die kindliche Braut 
aus ihrer halbbarbarischen Heimat auf die Wartburg, um hier, 
an einem der glänzendsten Fürstenhöfe des damaligen Deutsch- 
lands, erzogen zu werden, jene Elisabeth „die auf den Höhen 
der Menschheit geboren und wandelnd, eines Königs Tochter 
und eines deutschen Fürsten Gemahlin, alles, was ihre Zeit 
Herrliches und Begehrenswerthes bot, weit von sich geworfen 
und ein Leben der Demnth, der Entsagung, der Selbstverleug- 
nung und zuletzt der Selbstentäußerung geführt hat, das auch 
damals Manchen als ein Greuel oder eine Thorheit erschienen 
ist“. 1) Wenig paßte ihre frühreife, zu ernster Lebensauffassung 
und Schwärmerei geneigte Sinnesweise, über welche noch das 
schreckliche Ende ihrer durch einen ungarischen Magnaten 1213 
ermordeten Mutter Gertrud einen tiefen., schwermüthigen 
Schatten warf, zu dem weltlich leichtfertigen Tone, der am 
landgräflichen Hofe herrschte, und gewiß würde es der Partei, 
die sich hier bald gegen sie bildete und zu der die Landgräfin 
Sophie selbst gehörte, gelungen sein die beabsichtigte Ehe zu 
bintertreiben, wäre nicht ihres Verlobten Liebe treu und stand- 
haft geblieben. Allen Gegenbemühungen zum Trotz feierte Lud- 
wig 1221 seine Vermählung mit ihr und im folgenden Jahre 
zeigte er seine junge Gattin ihren Landslenten, wobei er von 
seinem Schwiegervater auf das stattlichste empfangen wurde. 
Daß Elisabeth gegen ihren Willen die Ehe geschlossen habe, 
ist nichts als spätere mönchische Entstellung. Vielmehr zeigt 
1) Worte Wegele's in dem Aussatz: Die heilige Elisabeth von Thü- 
ringen, in v. Sybel, Histor. Zeitschrift V, 351 ff., auf welchem die Dar- 
stellung im Texte beruht; daselbst auch Übersicht und Kritik der Quellen 
sowie der einschlagenden Literatur. 
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