Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Ende des Kriegs um Thüringen 1264. 227 
gefangen; dieser Sieg brachte die Entscheidung. des ganzen Krieges; 
alles Verlorene in Thüriugen wurde schnell wieder gewonnen. 
Theuer mußten sich die Gefangenen lösen, am theuersten 
der Herzog, nach einer Gefangenschaft von 1. Jahr und 6 Wochen 
in Merseburg. Er zahlte 8000 Mark (vurch erhöhete Salz- 
steuer aufgebracht) und trat die bisher besetzt gehaltene Graf- 
schaft an der Werra wieder ab, mit Witzenhausen, Eschwege, 
Allendorf, Wanufricd, Sontra, Fürstenstein, Arnstein 1).# Diese 
wurden Sophien und ihrem Sohne nebst Hessen überlassen, und 
sie verzichtete dafür auf alles Lehen= und Stamm-Gut in Thü- 
ringen. Am 31. October 1264 unterzeichnete sich Heinrich von 
Hessen zum letzten Mal Landgraf von Thüringen. Nur den 
Titel Laudgraf führte er fort, und wurde später (1292) als 
solcher in den Reichsfürstenstand erhoben. Um alles noch ob- 
waltende Mißtrauen zu verscheuchen, zogen Herzog Albrecht, und 
der junge Landgraf Albrecht von Thüringen und andere Fürsten 
gemeinschaftlich nach Preußen den deutschen Rittern zu und ver- 
dienten sich dort den goldenen Rittersporn (1265 oder 1260). 
Vorher aber wurde noch, damit das große Trauerspiel in 
Freuden ende, jenes berühmte Turnier zu Nordhausen abge- 
halten, in dem ein silberner Baum mit silbernen und goldenen 
Blättern und goldenen Früchten die Preise bot. Wer getroffen 
auf dem Pferde sich erhielt, bekam aus schöner Hand, als Dank 
ein Blatt von Silber, wer den Gegner aus dem Sattel stach, 
ein goldenes. Das hat mit Tanz und. Schmaus acht Tage lang 
Lgewährt, und Ahnliches haben später auch Merseburg und Meißen 
1265 und 1268 gesehen ?). r5ßv* T 
1) Es sollen acht Schlösser und Städte sein, aber über einige * 
zweiselhaft; Rommel II, Aumerkk. 22. Daß Bielstein und Jiegenbetz, 
welche Weisse (Gesch. * tursächs. Staaten I, 280) nennt, nicht darunter 
waren, weiset Rommel nach. Eine völlige Erbverbrilderung zwischen 
Meißen (richtiger wohl Thüringen) und Hessen ist damals nicht geschlossen 
worden, höchstens ein Schutzbündniß. Doch sehe man zum Jahre 1373. 
2) Die älteste, nachher gewaltig aufgeputzte Nachricht vom „Turnei 
zum silbernen Baum“ in den Annal. Vet. Cellens. bei Mencke, 88. 
II, 405.. Weder Zahl und Namen der Gäste noch Jahr und Tag sind 
angeflhrt. Wahrscheinlich zwischen 1263 und 1265.,, Vgl. auch Büsching, 
Ritterzeit und Ritterwesen (Leipzig 1823) I, 348. 6 
15 * 
1264
	        
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