Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

236 König Rudolf von Habsburg und die Wettiner, 
nilgend gesicherten Rechtszustand wieder herzustellen. Fast ein 
volles Jahr (November 1289 bis November 1290) verweilte 
er in Erfurt, wo er sehr ernstliche Anordnungen für Aufrecht- 
haltung des Landfriedens traf, eine Menge zu Ilmenau ge- 
fangener Näuber hinrichten und 66 Raubschlösser durch die 
Erfurter und seine Leute brechen ließ. 
Am 6. Mai 1290 bekräftigte er die Aussöhnung Friedrichs 
des Freudigen mit seinem Vater. Das Zerwürfniß in dem 
mark= und landgräflichen Hause erleichterte ihm jedenfalls auch 
hier die Erreichung seiner Absicht, die Autorität des Reiches 
wieder herzustellen, ungemein. Leider sind uns die näheren 
Umstände, unter denen dies geschah, nicht bekannt, nur so viel 
wissen wir, daß Rudolf, auch durch Geldzahlungen, die Wettiner 
dazu vermochte, ihre Länder, Thüringen, Meißen, Landsberg 
und Lausitz, und zwar einzeln und nicht mit gesammter Hand, 
vom Reiche zu Lehen zu nehmen. Dadurch erst traten dieselben 
wieder in den seit vlerzig Jahren fast nicht mehr beachteten 
Reichsverband ein; ein Vorgang, der für die folgenden Ereig- 
nisse von der höchsten Wichtigkeit wurde 1). 
Denn auch das alte würdige Haupt des wettinischen Hauses, 
Heinrich der Erlauchte, war nach bittern Erfahrungen und nach 
einem trüben Lebensabende, den die Zwietracht der Söhne und 
Enkel, Zwist mit dem Bischof von Meißen und selbst drückende 
Geldnoth verdüsterten, Aufang Februar 1288 zu Dresden, 
welches damals sich erst zu heben anfing, gestorben, und in 
Altenzelle bei den Vätern begraben worden. Er hatte weit 
über 50 Jahr regiert, wie keiner seines Geschlechts vor ihm 
und nur Einer ein halb. Jahrtausend nach ihm, und eine Zeit 
gesehen, die reich an vielfacher Entwickelung und Gestaltung 
war. Eine der süßesten Früchte jener Zeit hat auch er gekostet. 
Er zählt mit unter den 140 Minnesängern Deutschlands ?. 
1) v. Posern-Klett a. a. O., § 24. 
2) Sechs Lieder, die seinen Namen tragen, in v. d. Hagen, Minne- 
singer I, 13 f., und Tittmann a. a. O. II, 289. Auch der Musik war 
Heinrich kundig. Er versah, zunächst für seine Kapelle, Theile der Messe, 
das Kyrie Eleison und das Gloria mit neuen Melodien, und der Papst 
gestattete den Gebrauch derselben in allen Kirchen in Heiurichs Lauden. 
Cod. dipl. Sar. II, 1. No. 174 und Carmen occ. auct., v. 543 sa.
	        
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