Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

1315 
1316 
254 Aussöhnung König Heinrichs VII. mit Friedrich dem Freudigen. 
Friedrich der Lahme 1315 starb und Friedrich von Dresden, 
sein Stiefgroßoheim, ihm 1316 im Tode folgte, unter dem 
Namen Friedrichs des Ernsthaften der Stammhalter des ganzen 
wettinischen Hauses -vurde 1). Nun beauftragte auch König 
Heinrich, bevor er ller die Alpen zog, den Erzbischof Peter 
(Aichspalter) von Mainz und den Grafen Berthold von Henne- 
berg, den langwier'gen Zwist über die wettinischen Länder end- 
Zgiltig beizulegen. Diesen Entschluß des Königs bedingte un- 
zweifelhaft die Rücksicht auf die Verhältnisse Böhmens, dessen 
Krone derselbe ellen damals seinem Sohne Johann von Luxem- 
burg zuzuwenden im Begriff stand. Schon war dessen Gegner 
Heinrich von krärnthen dem Sturze nahe, seine Gewalt nur 
noch auf Prag beschränkt, als er durch den Beistand der Mark- 
grafen von Meißen neue Kraft gewinnen zu sollen schien. Sein 
Neffe, der lahme aber tapfere Sohn des Markgrafen, kam nach 
Prag, und schloß mit ihm für sich und seinen Vater ein Schutz- 
und Trutz-Bündniß, durch welches sie sich verbindlich machten, 
ihm zur Unterwerfung Böhmens und Mährens Beistand zu 
leisten. Wirklich führte der junge Markgraf ein Heer nach 
Böhmen und bemächtigte sich Kuttenbergs und selbst Prags; 
doch ging letzteres bald darauf wieder an den die Stadt be- 
lagernden König Johann durch Verrath verloren und Friedrich 
der Freudige rief seinen Sohn in Folge der mit den Bevoll- 
mächtigten des deutschen Königs gepflogenen Unterhandlungen 
aus Böhmen ab 2). Diese führten am 19. December zu Prag 
zu einem Vertrag, in welchem dieselben Friedrichs Erbrecht auf 
Thüringen und Meißen feierlich auerkannten und im Namen 
des Königs auf alle weiteren Ansprüche verzichteten. Den Ver- 
trag bestätigte am nämlichen Tage Heinrichs Sohn Joham, 
als Reichsstatthalter seines Vaters diesseit der Berge, der erste 
der neuen und auch für unsere Länder so wichtigen Dynastie 
1) Der Krieg gegen Erfurt: Chron. Sampetr. ad a. 1300 (Mencke 
III. 319); von einer Vorladung der Erfurter vor das Landgericht zu 
Mittelhausen 2c., wovon J. Rothe (c. 617 nach dem auct. de Landgr. 
Thuring.) erzählt, weiß dasselbe so wenig wie die Ann. Reinh. 
2) Palacky, Gesch. von Böhmen 1I, 2. S. 70. Vgl. auch Dali- 
mil, herausg. v. Hanka, S. 227.
	        
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