Verschwinden der Slaven. Bodenbau. 283
gewichts zur Bezeichuung des Feingehaltes und die in der zweiten
Hälfte des 13. Jahrhunderts hauptsächlich in Folge des thü-
ringischen Krieges überhandnehmende Verschlechterung der Mün-
zen, machten endlich eine Umgestaltung des Münzwesens zur
Nothwendigkeit. Sie erfolgte in Meißen durch Friedrich den
Freudigen, der, im Jahr 1307 wieder zum Besitz seiner Lande
gelangt, nach dem Vorgange König Wenzels II. von Böhmen
Dickpfemige oder Groschen, grossi misnenses, bden pragern in
Schrot und Korn ganz gleich, prägen ließ, 60 auf die Mark
Silber, daher nun die Rechnung nach Schocken aufkam; der
Groschen zerfiel in 12 Heller; der solidus, nur eine Rechnungs-
münze, hatte 12 Groschen. Dadurch war zuerst eine Münze
geschaffen, die auf einem weiteren Handelsgebicte Geltung hatte;
der jährliche Umtausch der Münzen hörte seitdem auf. 1)
Die Verdrängung des Slaventhums wurde in dieser Zeit,
wenigstens auf dem linken Elbufer, vollendet. Im Jahre 1300
starb die letzte Wendin in Leipzig, und wenn auch im 14. Jahr-
hundert noch einzelne wendische Bauern den dortigen Markt
besuchten, so verschwand die sorbische Sprache doch so, daß ihr.
Gebrauch vor Gericht 1327 verboten werden kounte. Mit der
zunehmenden Dichtigkeit der Bevölkerung mußte sich auch der
Anbau des Bodens vermehren und vervollkommnen. Zu den
ältesten hier zu Lande kultivirten Halmfrüchten, dem Hafer und
dem Roggen, gesellten sich in den fruchtbareren Strichen Gerste
und Weizen, jene hauptsächlich zu Malzbereitung, da viel Bier
gebraut und getrunken wurde 2), ferner Erbsen, Lein, Mohn
und Hopfen. Gartenbau wurde bei Städten und Dörfern ge-
trieben, der Weinbau gewann größere Ausdehnung, doch gab
man schon damals dem ausländischen den Vorzug vor dem
Landwein. s)
1) Gersdorf, Einleitung zum Cod. dipl. Sax. II, 1. p. XXVIII.
2) Mehr als in Süddentschland, vgl. Steinmars Lied XII, 5 in
v. d. Hagen, Minnesinger II, 159.
3) Carmen occulti auctoris, v. 1806:
„ Sunt ibi (in Erfurt) caupones, quos arbitror esse latrones,
Nempo bonum vinum permiscent herbipolinum
Cum vino terrac, quod non possum levoe ferrc.“