Die Grafenfehde. 293
vogtländischen Linie des Hauses Weimar-Orlamünde, Orla-
münde und Weißenburg käuflich an sich brachte. ) Waren nun
ohnehin die Grafen durch das Umsichgreifen der landgräflichen
Macht, welches sie aus Landesherren zu thüringischen Landsassen
zu machen drohte, gereizt, so sahen die Grafen von Weimar in
dieser einseitigen Veräußerung noch dazu eine Verletzung der
Mitbelehnschaft und Gesammthand, in der sie mit ihrem Vetter
standen. Vielleicht entstand damals die Uberelnkunft der thü-
ringischen Grafen, keine Güter durch Kauf dem Landgrafen oder
anderen fürstlichen Personen zuzuwenden, dessen der schwarz-
burgische Geschichtschreiber Jovius gedenkt. Ein Zufall brachte
ihre Erbitterung zu offenem, herausforderndem Ausbruch. Der
Landgraf ritt einst nach Fürstensitte mit Pfeifen und Posaunen
durch Erfurt, wo der Graf von Weimar eben auf dem Rath-
hause einen Tanz hielt. Da begrüßte ihn dieser vom Fenster
herab mit den Worten: „Sage Friedrich, wo willst du hin?“
„Wahrlich“, entgegnete Friedrich, „soll ich noch eine kleine Zeit
leben, so will ich machen, daß du mich Herr heißest!“ Denn
unwillig empfand er jene unehrerbietigen Worte nicht bloß als
eine unzeitige Neckerei, sondern als eine politische Demonstration.
Geflissentlich hatte ihn der Graf öffentlich begrüßt als seines-
gleichen, um damit den Anspruch des Landgrafen auf fürstliche
Prärogative zu verhöhnen. Ahulich äußerte Graf Günther von
Schwarzburg, noch erzürnt, daß ihn Friedrich im eben erkauften
Besitze von Sangerhausen anfocht: „um des Landgrafen willen
wende er sich nicht um “". !) Die Grafen warben und rüsteten.
Der Erzbischof von Mainz, der hier als thüringischer Landesherr
mit ihnen in gleichem Fall war, die Grafen von Hohenstein,
die Reußen und audere traten auf ihre Seite; Erfurt, auf die
Sicherstellung seines Gebietes gegen die angrenzenden Burgen
der Grafen bedacht, war diesmal für den Landgrafen. Städte
und Dörfer sanken in Asche. Zwar brachte der Kaiser 1343
eine „volle Sühne"“ zu Stande, sie erreichte aber ihren Zweck
so wenig, daß 1344 der Kampf von neuem anhob, als die
Grafen von Schwarzburg das feste Dornburg von den Schenken
1) Das Hauptdocument datirt erst vom 27. April 1344.
2) Rothe 668.
1343
1344