1420
820 Friedrich der Streitbare.
diejenigen, denen es zukäme, verlangten. Auch habe es Sigis-
mund um ihn wahrlich nicht verdient und sei nur sein Freund,
wo er seine Hilfe brauche.
Aber man muh anerkennen, daß Friedrich überhaupt kaum
eine Wahl hatte. Mochte er auch in noch so heftigem Un-
muthe aus Kostnitz hinweggeritten sein, die gemeinsame Gefahr
mußte ihn nothwendig zum Bundesgenossen Sigismunds machen.
War es ja doch nicht etwa bloß der Kampf der hussitischen
Ketzerei gegen die römische Hierarchie, um den es sich hier
handelte, es war zugleich die nationale Reaction des Czechen-
thums gegen die Germanisirung Böhmens und gegen das
Feudalwesen, es war ein Stoß gegen die Grundvesten des ganzen
Reiches. Wer also war mehr berufen, hier für dasselbe einzu-
treten, als der Markgraf von Meißen? Es war, als ob wie-
derum wie vor Jahrhunderten der Mark die Bestimmung zu-
gefallen sei, die Vormauer der deutschen Welt gegen das Slaven-
thum zu sein. Zu dem Allem hatte Friedrich die Besitzungen
zu vertheidigen, die sein Haus seit Karls IV. Tagen in Böhmen
an sich gebracht hatte. Wie Sigismund die Artikel verwarf,
so that auch Friedrich dasselbe. Der Markgraf und sein Bruder
Wilhelm stießen vor Prag (1420) mit einem starken Heer zum
Kaiser. Allein 200 Bürger von Freiberg sollen dabei gewesen
sein, sonst schwankt die Zahl ihrer Truppen zwischen 1500 und
30,000. Gleich eine der ersten Waffenthaten des Krieges fiel
ihnen zu: denn als es galt, den tapfern Ziska vom Galgen-
(Witkow= oder Ziska-) Berge zu vertreiben, mußten die Meißner
stürmen. Schon war der verschanzte Berg erstiegen und Ziska
in Gefahr, gefangen zu werden, als ein Ausfall aus der Neu-
stadt die Meißner zum Rückzug zwang (13. Juli 1420). So
hatten die Fürsten wenigstens ihr Lehen zu verdienen gesucht;
denn kurz nachher (19. Juli) wurden sie im freien Felde feier-
Rell. Mscr. VI, 121—216, p. 176, daß der Verfasser nicht Byzynius
heißt, wie ihn Ludwig und Andere nennen, zeigt Fr. A. W. Wenck,
Entw. der Gesch. der österreichischen u. preußischen Staaten (Leipzig 1782)
I1, 57. Außerdem sind besonders Zach. Theobald, Hussitenkrieg,
3. Aufl. (Nürnberg 1624), Eberh. Windeck in Mencke I, 1074 8g.
und Palacky, Geschichte Böhmens III, 2 beuutzt.