Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

346 Inneres 1324—1423. 
Diese den. von Prag ausgetriebenen Künsten zu Leipzig ver- 
Fgönnte Herberge ist für Deutschlands geistige Entwickelung von 
höchster Bedeutung geworden. Prag, seit 50. Jahren der geistige 
Mittelpunkt von ganz Deutschland,#sank dadurch zu einer Landes- 
universität Böhmens herab, das sich fortan meyr und mehr 
gegen das deutsche Element abschloß, wogegen die übrigen seit 
1348 entstandenen, die bisher nur mit beschräukten Mitteln 
gewirkt und theilweise nur zur Vorbereitung auf die prager 
gedient hatten, unn ebenfalls zu frischarem Leben erwachten. 
Wenn indeß die neue Hochschule erst nach 150 Jahren ihren 
nachher so ausgezeichneten Ruhm sich zu erwerben begann, so 
lag es theils an dem sehr. mangelhaften Schulwesen, welches 
nur sehr rohe Studenten zu den akademischen Subsellien förderte, 
theils in der Scholastik „jener Zeit und. in der Befangenheit 
im unantastbar Herkömmlichen, besonders im Felde der Theo- 
logie, und im. Mönchthum, dem damals noch so viele aka- 
demische Lehrer angehörten. Wenn auch wirklich außer den 
Stiftsschulen einige Stadtschulen allmählich genannt werden, so 
wurde, doch ein Schulmeister gewöhnlich nur auf wenige Jahre 
angenommen, und dieser gesellte sich gewöhnlich einen noch dürf- 
tigern Locaten an. Es gab fahrende Schüler und Schulmeister 
außer bestimmtem Dienst. 
Fürsten und Städte waren es also, die jetzt anfingen) sich 
der Pflege der geistigen. Interessen zu unterziehen, da die Kirche 
sich dieser Sorge, die ihr zunächst gebührt hätte, gänzlich ent- 
schlug. Der einreißende Verfall derselben, der an dem Schisma 
des Papstthums, an der überhandnehmenden Roheit und Un- 
wissenheit und. Verweltlichung des geistlichen Standes sichtbar 
wird, zeigt sich nicht minder auch in der immer ärger werden- 
den ökonomischen Verwahrlosung der Stifter, von der die Auf- 
lösung der alten Zucht begleitet war. Dies war das Schicksal 
der Deutschordensballei Thüringen, wo die Ordensbrüder sich 
eigenmächtig von Regel und Gesetz entbanden und die Noth 
des Augenblicks zu immer neuen Veräußerungen trieb, so daß 
die Ballei nicht einmal mehr im Stande war, dem Landesherrn 
die gebührenden Dienste zu leisten. In Meißen hatte der 
prunkliebende Bischof Thimo (1399 — 1410) das Bisthum so
	        
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