Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

848 Inneres 1324—1423. 
sowie des vieler anderer neuer Heiliger im Zusammenhang 
stand. Hierzu kamen schließlich die Verwüstungen des Hussiten- 
krieges, welche in unseren Gegenden die Verarmung der Kirche 
vollendeten. Es ist erklärlich, daß bei solchem Zustande der 
Kirche auch den wettinischen Ländern ketzerische Regungen nicht 
fern blieben, wie denn 1367 die Beguinen aus Eisenach durch 
den Ketzermeister Konger vertrieben wurden und auch in Erfurt 
Verfolgung litten. Auf der andern Seite kamen die landes- 
herrlichen Rechte über die Kirche mehr und mehr zur Geltung, 
und namentlich Markgraf Wilhelm wußte sie dem Bischof von 
Meißen gegenüber zu wahren; sein Dazwischentreten verhinderte 
z. B. die von Bischof Thimo beabsichtigte Verlegung des bischöf- 
lichen Gerichtes nach Stolpen, welches dieser zum Hauptsitz der 
bischöflichen Regierung machen wollte. 
Wie wenig also auch die Kirche ihre hohe Mission mehr 
erfüllte, so fehlte es dessenungeachtet nicht ganz an Männern, 
welche in geistiger Hinsicht unter ihren Lands= und Zeit-Genossen 
sich hervorthaten. Der merkwürdigste von allen, dessen Ab- 
stammung aus Meißen ziemlich erwiesen werden kann, ist Peter 
von Dresden, der (gewöhnlich mit einem gewissen Nicolaus 
zusammen) als Lehrer einer Schule (ob der Krenzschule?) zu 
Dresden, Chemnitz, Zwickau und als Urheber der Lehre vom 
Abendmahl unter beiderlei Gestalt genannt wird; worüber er 
mit seinem Kollegen vom Bischof von Meißen nach Böh- 
men auszuwandern gezwungen wurde. Dort habe er an Ja- 
cobell von Mies und vielen andern gelehrige Schüler gefun- 
den. Daß Peter einige Zeit in Dresden war, scheint keinem 
Zweifel unterworfen. Auch gegen das Fegfeuer erklärte er sich 
und vertheidigte seine Ansichten aus der Schrift und aus den 
Kirchenvätern. Ein Kirchenlied, in welchem lateinische und 
deutsche Zeilen gemischt sind, wird ihm ohne ausreichenden 
Grund zugeschrieben 1). Unter den dresdner Gelehrten wird 
1) Die Hauptstelle über Peter von Dresden ist der Auszug aus der 
Schrift eines Gleichzeitigen, welche Pelzel in s. Gesch. Wenzels II., 
Urkundenbuch, S. 156 — 158 gegeben. Aneas Sylvius (De Bohe- 
morum origg. et gestis (Frankf. 1687, 8°0], p. 96) neunt Peter einen 
Meißner, der 1409 aus Prag mit ausgewandert sei (wie Johann Hoff-
	        
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