Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Kurfürst Friedrich der Streitbare. Hussitenkrieg. 869 
bestrafen und zu begnadigen, und überließ ihm dafür pfand- 
weise die beiden Städte Brüx und Außig. Auf die zu Bingen 
versprochene Hilfe der anderen Fürsten war, wie der Erfolg 
erwies, nicht viel zu rechnen. Und gerade jetzt wäre der Zeit- 
punkt, die Hussiten mit ganzer Macht anzugreifen, sehr günstig 
gewesen: denn im October 1424 starb der große Ziska, und nun 
traten unter ihnen Spaltungen und Fractionen ein. Mehr ver- 
sprach sich Sigismund von einem Schutz= und Trutz-Bündniß, 
das er zu Waitzen mit seinem Eidam Albrecht von Osterreich 
und dem neuen Kurfürsten von Sachsen am 25. Juli 1425, 
also kurz vor des letzteren feierlicher Belehnung, schloß. Auf 
dem Reichstage zu Wien dagegen wurde nichts erreicht als der 
Beschluß, einen neuen nach Nüruberg auszuschreiben. Aber dar- 
über war der erste günstige Moment versäumt und man büßte 
dafür 1425 vor Brüx, welches man entsetzen wollte und wobei 
die Meißner, welche den größten Theil des Heeres bildeten, 4000 
Mann verloren. 1) Auf der nürnberger Versammlung wurden 
zwar Beschlüsse gefaßt, aber die Ausführung schob jeder von 
sich auf den andern. Auch auf einer zweiten Reichsversamm- 
lung zu Nürnberg im folgenden Jahre, wo zur Berathung des 
Kriegs die Fürsten sehr zahlreich und sogar ein päpstlicher Legat 
erschienen, der Kaiser aber ausblieb, wurde trotz Friedrichs 
dringender Mahnungen nichts erreicht. Die Kriegsverfassung 
des Reichs erwies sich als unheilbar zerrüttet. Unterdessen 
hatten die Hussiten mehre von den meißnischen Truppen besetzte 
Plätze weggenommen und das wichtige Außig, schon in den 
dritten Monat belagert, bedurfte der raschesten Hilfe, wenn cs 
nicht auch fallen sollte. Da trat in ihres Gemahls Abwesen- 
heit Katharina, die Kurfürstin, auf, sammelte und begeisterte 
persönlich bei Freiberg ein Heer von fast 20,000 Mann und 
schickte es nach Böhmen. Aber auch die Hussiten hatten vor 
Außig eine ungewöhnlich große Macht zusammengezogen und 
empfingen sie hinter und auf einer mit Ketten verbundenen 
Wagenburg, welche die unausgernhten Truppen sogleich erstürmen 
1) Wenigstens nach Windeck bei Mencke I, 11889und nach En- 
gelhaus (1423) bei Leibnitz, S. S. II, 1142. — H. Korner 
(Eckard II.) weiß nichts davon. 
Böttiger, Geschichte Sachsens, 2. Ausl. I. 24 
1425
	        
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