1432
1433
1436
876 Kurfürst Friedrich der Sanftmüthige.
eröffnete baseler Concil sollte eine friedliche Ausgleichung versuchen,
zu der sich die Hussiten von Anfang an erboten hatten. „Sie
möchten eilen“, schrieb Kurfürst Friedrich den versammelten
Vätern, „den Taumellolch der Ketzerei zu ersticken, damit nicht
die ganze Christenheit durch ihre Tücke vergiftet und erstickt
werde.“ Seine Länder scheinen fortan von den Einfällen der
Hussiten verschont geblieben zu sein, da die angebliche Schlacht
bei Taucha auf einer Verwechselung mit Tachau in Böhmen
beruhen möchte. Am 23. August 1432 schloß er mit ihnen
auf dem Felde bei Friedstein Frieden. 1) Doch war es wahr-
scheinlich Furcht vor wiederkehrenden Einfällen der Hussiten, was
1433 Friedrich den Friedfertigen bewog, seinen Antheil am
Laude zu Meißen mit den Schlössern und Städten Dresden,
Hain, Pirna für 15,000 rhein. Gulden an seine Vettern Frie-
drich und Sigismund wiederkäuflich zu veräußern. :2) Weniger
durch die Gründe der böhmischen Abgesandten auf dem Concil
als durch die zwingende Macht der Thatsachen wurde endlich
auch eine allgemeine Verständigung mit den gemäßigteren der
Hussiten, den Kalixtinern, in den prager Compactaten (30. No-
vember 1433) erreicht. Am 5. Juli 1436 erkannten die Böh-
men Sigismund wieder als König an.
Trotz der mehrmaligen Niederlagen, welche die meißnisch-
thüringischen Heere von den Böhmen erlitten hatten, ist doch
unleugbar gerade der Kampf gegen die Hussiten die Epoche,
wo sich die Macht des wettinischen Hauses zu der hohen Stufe
emporhob, auf welcher es während dieses und des folgenden
Jahrhunderts stand. Er gab ihm aber auch noch Gelegenheit
zu einer besonderen, nicht unwichtigen Erwerbung. Unter den
bei Außig 1426 Gebliebenen war auch der meißner Burggraf
Heinrich II. aus dem Hause Hartenstein meinherischen Stammes.
1) Droysen, Gesch. der preuß. Politik I, 554. Palacky a. a. O.
III, 2. S. 505 ff. — Den Nachweis, daß die Sage von den Hussiten vor
Naumburg auf späterer Erfindung beruht und höchstcus in den Bruder-
krieg zu setzen ist, das dortige Kirscheufest aber auf altheidnische Quellen-
verehrung hindeutet, siehe bei Lepsius, Kleine Schriften 1, 205 ff.
2) Hasche, Dipl. Geschichte von Dresden II, 21. Urkundenbuch,
S. 240, Nr. 138.