Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

878 Kurfürst Friedrich der Sanftmüthige. 
abgetreten, pem von Plauen verblieb davon nichts als der Titel 
und die Würde, deren Übertragung auf die Stammbesitzungen 
der älteren plauenschen Linie mit der Zeit die Entstehung einer 
neuen, freilich nur titularen Burggrafschaft Meißen veranlaßte. 
So war auch hier der Schwächere dem Stärkeren unterlegen; 
für Sachsen aber beseitigte die Incorporirung der Burggrafschaft, 
die den wettinischen Länderbesitz trefflich abrunden half, eine 
Quelle vielfacher Mißverhältnisse. 1) 
Im October 1431 wurde zu Rotenburg an der Fulda die 
alte hessisch-wettinische Erbverbrüderung mit Landgraf Ludwig 
von Hessen erneuert. Nur das Kurland Sachsen blieb förm- 
lich ausgenommen, weil man „hinterwärtig dem Reiche sich zu 
verbrüdern nicht Macht habe“; auch verstattete Sachsens Auf- 
nahme der Kaiser wirklich nicht (sie erfolgte erst 1457, die 
kaiserliche Genehmigung aber erst weit später). Ludwig ver- 
lobte sich damals mit des Kurfürsten Schwester Anna; der 
Kurfürst selbst verzichtete auf seine Nechte an Wanfried und 
gab Eschwege und Sontra zurück, auf welche schon Friedrich 
von Thüringen verzichtet hatte. 2) 
Schwieriger dagegen war es für unsere Fürsten mit ihren 
Nachbarn in Brandenburg und Franken, den kühn empor- 
strebenden Hohenzollern, zu einem guten Einvernehmen zu ge- 
langen. Zwar schlossen sie 5. Jannar 1435 auch mit Kurfürst 
Friedrich I. von Brandenburg und seinen drei Söhnen Johann 
dem Alchymist, Friedrich (mit den eisernen Zähnen) und Al- 
brecht Achilles zu Lichtenfels eine Erbeinigung (wobei Herzog 
Heinrichs, der noch 1435 14jährig starb, zum letzten Male 
gedacht wird), aber noch in demselben Jahre lebte der alte 
Zwiespalt wieder auf, als die sächsischen Herzöge dem Erzbischof 
Günther von Magdeburg in einer durch die Eingriffe des Raths 
in die erzbischöflichen Gerechtsame veranlaßten Fehde Beistand 
leisteten und durch die Belagerung von Halle die Stadt Magde- 
burg bewogen sich mit Günther zu vertragen. 2) Am 4. Mai 
1) Märker, Burggrafthum Meißen, S. 323 ff. 
2) Rommel, Gesch. von Hessen II. 285 und Anmerkk. S. 203 u. 
247. Annas Aussteuer war 29,000 Gulden. 
3) P. Beckers Chronik in Neue Mittheilungen des thüringisch-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.