Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

1444 
882 Kurfürst Friedrich der Sanftmüthige. 
verlieh Felix V. den sächsischen Herzögen „um ihre und ihres 
Vaters Verdienste um die Bekämpfung der Hussiten zu belohnen 
und um ihren Adel zur ferneren Abwehr der Ketzerei ihnen 
fügsamer zu machen“ das Präsentationsrecht zu vier Kanonicaten 
in Naumburg und Merseburg und zu dreien in Wurzen, Bautzen 
und Zeiz, dazu das Nominationsrecht für die drei sächsischen 
Bisthümer auf 100 Jahre, nachdem ihnen schon vorher, eben- 
falls im directen Gegensatz zu den Tendenzen des baseler Cou- 
cils, vom Könige die Befugniß verliehen worden war, die von 
ihm ausgehenden „ersten Betbriefe und Versehungen auf alle 
Gestifte, Stiftskirchen und Klöster ihrer Lande bei Kräften und 
Mächten zu behalten und, wo die unterdrückt würden, mit Hilfe 
und Beistand einzuschreiten"“. Auch für Friedrich handelte es 
sich sowenig wie für die Mehrzahl der Fürsten um die Frei- 
heit der Kirche, sondern um die Ausdehnung seiner landesfürst- 
lichen Macht über die Kirche. Zu diesem Ende fuhr er fort, 
sich die Wege nach beiden Seiten hin offen zu halten. Obschon 
daher eine Versammlung der Bischöfe und Prälaten von Sachsen, 
Thüringen und Meißen, die er gegen Ende 1444 nach Leipzig 
berufen hatte, um ihre Meinung wegen des Kirchenstreites zu 
hören, sich mit alleiniger Ausnahme des leipziger Dominikaners 
Dr. Johannes Kuno feierlich für das baseler Concil erklärte 
und nur den Wunsch nach dessen Verlegung an einen andern 
Ort aussprach, so zeigte er doch in den Unterhandlungen, welche 
die Kurfürsten 1444 mit Frankreich anknüpften, die größte Lau- 
heit gegen die Interessen der versammelten Väter, weil ihm 
um Luxemburgs willen an dem Bündniß mit dem Könige von 
Frankreich ungleich mehr gelegen war als an jenem, zumal 
auch das savoyische Verlöbniß sich zerschlug. Mehr und mehr 
neigte sich in dem kirchlichen Zerwürfniß die Wagschale zu 
Gunsten des römischen Papstes Eugens IV., zumal auch König 
Friedrich ihm die Hand bot, um die oligarchischen Gelüste der 
Kurfürsten zu bekämpfen. Für den Kurfürsten von Sachsen 
aber kam noch ein besonderer Grund hinzu, der es ihm rath- 
sam machte, den Widerstand gegen den König aufzugeben: er
	        
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