Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Kunz von Kaufungen. 889 
Wie dieser Bruderkrieg durch Verwilderung der Gemüthher, 
durch Verwüstung von hundert und mehr Orten traurige 
Folgen für das Land hatte, so knüpfte sich noch ein Ereigniß 
daran, welches leicht für Friedrich persönlich und sein Fürsten- 
haus sehr gefährlich hätte werden können und den gewaltsam 
rohen Geist der Zeit bezeugt. Im Bruderkriege hatte dem 
Kurfürsten der Ritter Kunz von Kaufungen (sein Stammort 
lag bei Penig) gedient, nicht als Vasall, wie es scheint, sondern 
nur als „Helfer“, gleichwie er früher auch bel den Nürnbergern 
in deren Fehde gegen Albrecht Achill, jedoch mit zweifelhafter 
Treue, in Dienst gestanden hatte, ein verwegener, zu Wege- 
lagerung und jeglicher Gewaltthat bereiter Mann, der aber 
des Kurfürsten Vertrauen soweit gewann, daß dieser ihn zu 
seinem Vogt und Amtmann auf dem altenburger Schlosse er- 
naunte. Dieser Kunz hatte im Bruderkriege sein Gut Milo- 
witz in Thüringen durch Apel von Vitzthum verloren und dafür 
einstweilen das vitzthumsche Gut Schweikartshain in Meißen 
erhalten, das er bei der Aussöhnung und nach der Rückgabe 
des eigenen herauszugeben sich weigerte. Daher wurde Apel 
mit Gewalt restituirt. Deswegen und weil ihn der Kurfürst 
zur Erstattung eines Raubes zwang, den er 1448 an thürin- 
gischen Kaufleuten in der Nähe von L#ipzig begangen, erhob 
der erbitterte Kunz Klage gegen denselben. Beide Parteien 
verpflichteten sich zwar, nachdem Kunz seine falsche und ehren- 
rührige Beschuldigung, der Kurfürst habe ihm verbriefte Geld- 
schulden seit langem nicht bezahlt, förmlich zurückgenommen 
hatte, sich dem Ausspruche erwählter Schiedörichter zu unter- 
werfen; als aber dieser auf Grund der von den Schöppen zu 
Leipzig, Freiberg und Magdeburg eingeholten Rechtsgutachten 
25. Juni 1455 zu Altenburg erfolgte, verwarf Kunz denselben, 
beschwerte sich vielmehr laut über das ihm angeblich wider- 
fahrende Unrecht und benntzte seine Anwesenheit auf dem 
Schlosse, um die Gelegenheit zu Gewaltthat zu erspähen. In 
Wahrheit lag der Grund seiner Erbitterung tiefer; er grollte 
und klopfte ihm auf die Schulter: „Nicht Kopf ab, Alter, solcher redlicher 
Männer bedürfen wir noch ferner.“ Den Antheil an den Bergwerken 
und Einkünften ließ aber Friedrich seinem Bruder doch verkümmern. 
1455
	        
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