420 Imneres 1423—1485.
(besonders zu Leipzig, wo mancher am Scheffel Hafer 14 bis
15 Gr. gewönne) von den Stadträthen beaufsichtigt werden
sollen ). Wie wenig freilich diese Gesetze fruchteten, beweist
die oft wiederholte Einschärfung derselben. An die Studirenden
zu Leipzig, wo mit dem steigenden Wohlstande der Hang zur
Uppigkeit besonders überhandnahm, erging vom merseburger
Bischof Thilo von Trott ein kurfürstliches Gebot gegen die
eingerissene Uppigkeit und Pracht; die großen Federbüsche auf
den Hüten, die gestickten Unterwämser und bunten Hosen, die
gefaltenen Brustlätze, die Kleider, welche das Unanständigste
sehen ließen, die unförmlichen gehörnten Schnabelschuhe, die
unter den Mänteln verborgenen kurzen Gewehre sollten abge-
than werden. Die Studenten rissen das Patent von den Kirch-
thüren und traten es mit Füßen, warfen mit Steinen und
Prügeln dem Rector Friesner (aus Wunsiedel) in. die Fenster,
bis der Nath mit der bewaffneten Bürgerschaft sie vom Auf-
sprengen des Hauses abhlelt. Als der Kurfürst zu Michaelis
selbst zu kommen drohte, machten sich die Nädelsführer davon ).
Aber der Reichthum Leipzigs wirkte auch bis auf die untersten
Bewohnerklassen herab. Im Jahre 1471 fielen Händel zwischen
den Studenten und Schuhknechten vor. Die muthigen Jüng-
linge vom Riemen und Leisten schickten den erstern einen förm-
lichen Fehde- und Absage-Brief und lauerten in und außer
der Stadt den Universitätsverwandten auf, fügten selbst den
Landgütern Schaden zu und brachten einiges lockere Gesindel,
sogar einige müßige Edelleute, auf ihre Seite. Umsonst wurden
sie als Störer geistlicher Personen vor das bischöfliche Gericht
vorgeladen; sie erschienen nicht. Sie wurden deshalb für ehr-
los und in die Acht erklärt. Was weiter geworden, sagt die
Handschrift nicht 5).
Auf den Luxus, der damals im Schwunge war, hatte auf
jeden Fall auch die Fündigmachung sehr ergiebiger Silbererz-
1) Es ist ein glücklicher Umstand, daß die wichtige Sammlung
Llinigs: Coder Augusteus (Leipzig 1724), S. 1—12, gerade mit dieser
Verordnung anfängt.
2) Vogels Leipziger Annalen, S. 64.
3) Horn, Hist. Handbibliothek IV, 396—409.