Silberbergbau. 421
gänge im Erzgebirge einen entscheidenden Einfluß. Dies Er-
eigniß ist in seiner Ergiebigkeit ungemein überschätzt und von
der Armuth späterer Jahre mit einer Art neidischer Beredsam-
keit ins Unglaubliche ausgemalt worden. So ist es gleich eine
irrige Ansicht, daß erst am Ende des 15. Jahrhunderts in
dem Bezirke von Annaberg und Schneeberg das Bergwerk
seinen Anfang genommen habe, da schon von 1315 Quittungen
über Zinn vorhanden sind, welches von Ehrenfriedersdorf nach
Geyer abgeliefert wurde. Ein Dritttheil des Ertrages des
letztgenannten Bergwerkes (von Silber und Gold ist auch
in der Urkunde die Rede) wurde schon 1407 von den Herren
von Waldenburg dem Landesherrn abgelassen. Schlettau bei
Annaberg, Geyer, Elterlein sind alte Bergorte, und von
geyerschen Bergleuten ward hundert Jahre vor Annabergs
Gründung das ihm benachbarte Geyersdorf gegründet. Auch
auf dem Fürstenberg bei Raschau wurde 1316 schon Bergbau
getrieben. Aber soviel mag gegründet sein, daß, während man
bei Schneeberg zuletzt nur noch Eisen suchte, man auf einmal
sehr reichhaltige Silbergänge entdeckte (um 1471), welche nun
den Bergbau sehr emporbrachten, die Anlegung von Schnee-
berg 1477 (schon 1479 mit einer Bergordnung versehen) ver-
anlaßten. Aber der reiche Bergsegen, der, wenn auch nicht
täglich 1½ Million Fl., doch etwa in den ersten Jahren auf
1 Million Fl. sich belaufen haben mag, nahm nach 10 Jahren
schon wieder höchst merklich ab. Durch schneeberger Bergleute
wurden 50 Jahre später Platten und Gottesgabe angelegt.
Damals kam auch Leben in die wilde Ecke des Erzgebirges,
jenen rauhen Theil desselben von Wolkenstein bis Wiesenthal
und Joachimsthal, wo nur hin und wieder eine ärmliche Hütte
stand und der Knappe den Berggeist verwünschen mochte, der
ihn hierher geführt. Aber am 27. October 1492 schlug
Kaspar Nitzel, Bergmann aus Frohnau, am Schreckenberge
ein, und siehe da, es gelang, der Ertrag der ersten drei Jahre
war 124,838 rheinische Gulden, und Herzog Albrechts Sohn
Georg gründete am Fuß des Pöhlbergs (21. September 1490)
die freie Bergstadt St. Annaberg. In nächster Nähe davon
entstand dann durch Friedrich den Weisen St. Katharinenberg