Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

124 Inneres 1423—1485. 
etwaigen Ubergewichte der Handwerker durch die Bestimmung 
geschützt wurde, daß nie mehr als zwei derselben in einem 
Rathe sitzen dürften; ähnlich war es in Freiberg, wo von den 
22 Rathsmitgliedern jährlich 12 regierten, 10 ruheten. Seit 
dem Übergang der Gerichtsbarkeit auf die Räthe bildeten sich 
die Stadtgerichte, denen ein Rathsmitglied als Stadtrichter 
vorstand. Die Innungen schlossen sich trotz des allgemeinen 
Aufschwungs der Industrie immer strenger in sich und von 
einander ab, worin sie durch landesherrliche Bestätigungen 
unterstützt wurden. Aus den Luxusgesetzen und Kleiderordnun- 
gen kann man ungefähr abnehmen, welche fremde Artikel in 
Sachsen damals verbraucht wurden. Es scheinen besonders 
Sammt, Seide, Perlen, Geschmeide, feine leydner (lündische, 
Lugdunum) Tücher und Weine gewesen zu sein, doch pflegten 
die Consumenten diese Waaren nicht durch Vermittlung des 
Handels, sondern direct aus den Productionsländern zu be- 
zichen; dagegen waren Bier (besonders torgauer), rohes und 
Bruch-Silber, Leinwand, Waid (welcher besonders in Thüringen 
erzeugt und zu Erfurt, Großenhain und in der Lausitz in Nieder- 
lagen aufgestapelt wurde und anfangs vom Wagen 10 Gr. 
bald aber 1 Fl. mehr Geleite zahlte) Ausfuhrartikel. Das 
Ausschenken fremden Weines wurde in Dresden 1463 vom 
20. September bis nach Weihnachten untersagt. Für den 
leipziger Tuchhandel entstand zwischen 1470 und 1480 ein 
eigenes Gewandhaus; eines guten Rufes genossen die dortigen 
Gold= und Silber-Arbeiten 1). 
Die drei wichtigsten Städte im Lande waren Dresden, 
Leipzig und Erfurt, von denen die letzte nur die sächsische 
Schutzhoheit anerkannte. Erfurt hatte große Anstrengungen 
gegen die Hussiten, besonders vor Eger 1430, gemacht und 
sich des Kaisers schriftlichen Dank verdient. Aber nicht bloß 
1) Müllers Sächs. Annalen, S. 36; v. Braun a. a. O. IV, 
355. liber das Silber als Haudelsartikel s. Hunger a. a. O., S. 13. 
Am Ende des 15. Jahrhunderts führte ein reicher Fundgrübner, Römer, 
einen ausgedehunten Handel mit rohem Bergsilber nach Nüruberg und 
Venedig, wo er sogar eine Niederlage hatte. (Melzers Chronik von 
Schneeberg I, 35.)
	        
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