Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Verhältniß zu den Albertinern. Universität Wittenberz. 437 
welche die beiden sächsischen Linien zwar jetzt noch nicht ver- 
feindete, aber doch, erst unmerklich, dann immer deutlicher, ein- 
ander entfremdete, nicht ganz ohne Einfluß geblieben. Durch 
die Haupttheilung von 1485 war die Universität Leipzig der 
albertinischen Linie zugefallen. Schon aus Friedrichs Testa- 
mente von 1493 ergiebt sich, daß ihn die Idee zur Errichtung 
einer neuen Hochschnle beschäftigte, die sich also mit dem 1495 
von Maximllian ausgesprochenen Wunsche, daß jeder Kurfürst 
deren eine in seinem Lande haben möge, begegnete. Den äußeren 
Anlaß zu ihrer Verwirklichung gab ein heftiger Gelehrtenstreit 
der leipziger Professoren Dr. Simon Pistoris und Dr. Martin 
Pollich aus Melrichstadt de malo Franco (jeue Krankheit, die 
erst kürzlich aus Italien, mal de Naples, über Frankreich nach 
Deutschland eingewandert und schon äußerst verheerend gewesen 
war). Pistoris wendete sich nach Brandenburg und veranlaßte 
die Gründung der Universität Frankfurt, Pollich ging als kur- 
fürstlicher Leibarzt nach Wittenberg. Das Ausschreiben, be- 
treffend die Errichtung einer Universität (Weimar, 24. August 
1501) auf den 18. October 1502 nach Wittenberg, versprach 
denen, die dort sindiren würden, drei Jahre lang freie Promo- 
tionen. Dr. Pollich, ihr erster Rector, richtete sie im Ganzen 
zwar nach dem Muster der tübinger und bologneser Hochschule, 
aber in wesentlichen Stücken auf moderner Grundlage und ab- 
weichend von den mittelalterlichen Formen ein, so daß ihre Regie- 
rung oder Verwallung von dem Rector und den Decanen der vier 
Facultäten, denen drei Reformatoren zur Beaufsichtigung der 
Vorlesungen zugesellt wurden, ausging. Der Kaiser hatte sie schon 
im Juli 1502 bestätigt, aber die eigentliche Stiftungsurkunde 
Friedrichs erschien erst 1506 und die des Papstes 1507. Wich- 
tiger jedoch als die ihr 1502 von dem päßpstlichen Kardinal- 
legaten Raimund von Gurk ertheilte Erlaubniß, an Fasttagen 
Milch und Butter zu genießen, war es, daß man nach und nach 
mehre ausgezeichnete Lehrer und damit großen Zufluß von 
Studirenden gewann. Bis zum Jahre 1507 unterhielten die 
erlauchten Brüder ihre Hochschule selbst, dann aber wurde ihr 
die reiche Allerheiligen = Stifts= oder Schloß-Kirche mit ihren 
Gütern und Dörfern einverleibt, desgleichen drei Propsteien
	        
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