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wittenberger Augustinermönchs hatte nichts gemein mit der sinn-
lich-antiken Lebensauffassung der erfurter Humanisten, ihm war,
obgleich er durch ihre Vorlesungen gegangen, der Enthusiasmus
der Poeten für die Antike fremd geblieben. Aber je bestimmter
Luthers Iveen eine Nichtung gegen die Scholastik, diese feste
Burg des herrschenden Kirchenthums, nahmen, desto mehr mußten
sie sich im Ziele des Angriffs mit denen der Humanisten be-
gegnen; Luthers Gegner waren auch die Reuchlins. So ver-
mählte sich die humanistische Opposition mit der theologischen,
jene ging über in diese, und mit der nänilichen Leidenschaft,
welche die Humanisten in ihren früheren Fehden gegen die
Scheingelehrsamkeit der Scholastiker bewiesen, stürzten sie sich
jetzt in den von Luther entzündeten Kampf gegen die Hierarchie.
Insofern also sind es unstreitig der Humanismus und die
Augustiner gewesen, welche der Reformation gerade hier den
Boden bereiteten.
Wer aber wollte leugnen, daß die große Erscheinung zuletzt
doch nur in der gewaltigen Persönlichkeit ihres Urhebers eine
ausreichende Erklärung findet. Gewiß hat auf Luther und sein
Werk die Atmosphäre von Erfurt und Wittenberg den größten
Einfluß gehabt, aber der wahre innere Kern seines Weseus ist
doch mehr als das Product von Zeit= und Lebens-Verhältnissen.
Ein Mann wie Luther, ein treuer Abdruck seines deutschen
Volkes in seinen guten Eigenschaften wie in seinen Schwächen,
gerade, treu, fest, muthig für erkanntes Gute, hartnäckig bis
zum libermaß für gewonnene Überzeugung, derb in Wort und
Schrift, selbst Königen gegenüber, wo ein Erasmus nur strei-
chelte, gelehrt und populär zugleich, der alten Quellensprachen
und zum Heil der Sache auch der heimischen völlig mächtig,
den Freuden des Lebens nicht mürrisch abgestorben, dabei des
festen Glaubens (der ein Talisman für alles Große ist), daß
Gott das Gute schützen müsse, im Gegentheile aber an Mann
und Werk nicht viel verloren sei, darum eifrig, hitzig, voll Be-
geisterung für die Sache, bereit sein Leben ihr zu opfern, aber
auch dann in minder Wichtigem unbiegsam, weil man in Glau-
benssachen gar nichts abhaudeln und nicht markten könne, war er
für die einzige Sache, sie zu begiunen, vielleicht der einzige Mann.