Friedrichs des Weisen Stellung zu derselben. 49
dieser fürchtete für sein geliebtes, mit Ablässen reich aus-
gestattetes Allerheiligenstift; hatte er doch für dasselbe einen
Schatz von 5005 Reliquien zusammengebracht, die jährlich an
einem bestimmten Tage dem Volke vorgezeigt wurden. Aber
er faßte die ganze Frage hauptsächlich von der finanziellen Seite.
Wie er schon im Jahre 1501 das für den Türkenkrieg in seinem
Lande gesammelte Ablaßgeld auf so lange, bis die Unternehmung
wirklich zu Stande kommen würde, an sich genommen und
schließlich, da dies nicht geschah, zum Besten seiner Universität
verwendet hatte, so war er jetzt um so weniger geneigt, eine
solche Besteuerung seiner Unterthanen zuzulassen, weil bekannt
war, daß daraus die von den Fuggern zu Augsburg dem Erz-
bischof Albrecht von Mainz vorgzeschossenen 26,000 Gulden
Palliengelder abgetragen werden sollten, mit dem er wegen Er-
furts nicht im besten Einvernehmen stand. Dafür rächte sich
Albrecht, dem das evangelische Moment des Streites durchaus
gleichgiltig war, indem er Tetzeln an Wimpina nach Frankfurt
wies, in dessen Thesen Friedrich deutlich genug als der Begünstiger
und Schützer der ketzerischen Bosheit bezeichnet wurde. 1) Doch
fragte Friedrich, um recht sicher zu gehen, den berühmten Eras-
mus von Rotterdam über Luther um seine Meinung, und dieser
fällte ein günstiges Urtheil, obgleich er weder Luthers Schriften
gelesen haben, noch Leo X. aller der in seinem Namen geübten
geistlichen Tyrannei schuldig finden wollte. 7) Dabei mußte
Friedrich doch mit Wohlgefallen bemerken, daß seine junge Uni-
versität aus fast allen Theilen Deutschlands besucht zu werden
und immer mehr Glanz und Wichtigkeit zu gewinnen anfing.
So mochte es den Studenten hingehen, daß sie Tetzels Thesen
feierlich verbrannten.
Lange hatte L#o X. diesen Streit für einen der unzähligen
Mönchsstreite und gar nicht für einen Angriff auf das Papst-
thum gehalten, wie sich auch Luther später erklärte, daß er um
diese Zeit noch trunken, ja ersoffen in den Lehren des Papstes
1) Ranke, Deutsche Geschichte I, 242 ff.
2) V. L. de Seckendorf, Comment. de Lutheranismo (Lips.
1694, fol.), p. 96.
Böttiger, Geschichte Sachsens, 2. Aufl. I. 29