Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

452 Kurfürst Friedrich der Weise. 
Reichshändel eine erhöhte Wichtigkeit und Frequenz, und Frie- 
drich wußte auch jetzt mehre ungegründete kurpfälzische Vicariats- 
ammaßungen nachdrücklich zurückzuweisen. 
Noch größeren Einfluß hatte aber Friedrich auf die so 
wichtige Kaiserwahl selbst, und da diese Frage halb Europa in 
Bewegung setzen mußte, da auch England, ganz besonders aber 
Italien und der Papst, Frankreich und Spanien dabei betheiligt 
waren, so richtete das ganze Deutschland und ein großer Theil 
Europas seine Blicke auch auf ihn. Zwei noch junge in ihrer 
Art ausgezeichnete und sehr mächtige Fürsten bewarben sich 
um Deutschlands Krone, König Karl I. von Spanien, Maxi- 
milians Enkel, Sohn des Erzherzogs Philipp und der spanischen 
Juasia, und Franz I. von Frankreich. Erdlich meldete sich 
auch König Heinrich VIII. von England; allein sein Gesandter 
Richard Pace, der nachher auch dem Kurfürsten von Sachsen 
ein förmliches Kreditiv überreichte, als dieser selbst in Vorschlag 
kam, betrieb die Bewerbung nur lau, da er bemerkte, wie 
große Kosten sie verursachen würde und wie gering die Aussicht 
für seinen Herrn sei. Desto eifriger warb Franz I., dem noch 
mehr als an Durchsetzung seiner eigenen Wahl daran lag, die 
seines Nebenbuhlers Karl zu verhindern. Jeder der Bewerber 
suchte vor allem die sächsische Kurstimme zu gewinnen und an- 
fangs erreichte keiner seinen Zweck, am wenigsten durch Be- 
stechungen. „Gebe Gott“, schrieb Friedrich seinem Vetter 
Georg, „daß eine einträchtige und friedliche und ordentliche 
Wahl beschehe. Denn ein gemein Geschrei allenthalben ist, daß 
viel Gulden zu geben geboten, einen römischen König zu wählen; 
wo solches wahr sollt' sein, so wär' es mir, das weiß Gott, 
von Herzen leid, denn daraus würde vermerkt, daß um Geld 
oder mit Geld ein römischer König könnt' gemacht werden.“ 
Von ihm, setzt er, des Gerüchtes gedenkend, daß sein Schwager 
Heinrich von Braunschweig dem Könige von Frankreich zu gut 
in viel Praktiken stehe, hinzu, solle mit keiner Wahrheit gesagt 
werden, daß er Frankreich oder Spanien in diesem Falle ver- 
wandt sei 1). Gleichzeitig suchte er die durch französische 
1) v. Langenn, Sidonlie, S. 124.
	        
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