Reichsvicariat. Kaiserwahl. 453
Intriguen entzündete hildesheimer Stiftsfehde als Relchsvicar
durch sein Friedensgebot niederzuhalten. Unterdeß fand sich
auch Karls Unterhäudler, Graf Heinrich von Nassau, bei Frie-
drich, in Weimar bei Herzog Johann ein; er hatte, um den
so vielfach verletzten Kurfürsten zu versöhnen, die Hand der
Infantin Katharina für dessen Neffen Johann Friedrich anzu-
bieten. Friedrich überließ diese Verhandlung seinem Bruder,
er selbst wollte sich die Freiheit des Entschlusses in Bezug auf
die Wahl bewahren. Als er am 11. Juni, von seinen fünf
Mitkurfürsten feierlich empfangen, in Frankfurt anlangte, war
der Ausgang der Wahl noch sehr zweifelhaft, aber in das un-
lautere Spiel der Intriguen mischte sich jetzt auch der berechtigte
Wuusch, einen einheimischen Kalser zu wählen. Nach einer
schnell vorübergehenden Kandidatur Joachims von Brandenburg
trutz man nach Vorgang des Kurfürsten von Trier, der mit
Franz I. nicht durchdringen konnte, dem Kurfürsten Friedrich
die Krone an; Albrecht von Mainz, den alten Streit um
Erfurt vergessend, erklärte sich für ihn, ebenso, um Karls
Wahl dadurch zu hintertreiben, sogar der päpstliche Nuntius
und Frankreich. Welch eine Zukunft für Sachsen, für Deutsch-
land, für die Kirche, wenn Friedrich Ehrgeiz genug besaß, die
Krone anzunehmen! Noch am späten Abend vor dem Wahl-
tag beschwor ihn Richard von Trier es zu thun, erbot sich,
die Arbeit und Mühe des Reiches mit auf sich zu nehmen.
Wahrscheinlich war Friedrich schon längst über die Nichtan-
nahme einig, als er seinen vertrauten Rath, Graf Philipp von
Solms, um seine Meinung deshalb fragte, und dieser aus sehr
vernünftigen Gründen abrieth: „Zu einem Kayser gehören
fürnehmlich diese zwei Stück, Weisheit in der Regierung und
ein Ernst und Nachdruck in der Straff. Nun was das erste
Stück belanget, da will E. Kurf. G. nichts mit Liebkosen
zu gefallen reden, sondern weiß, auch mit Zeugnuß aller Fürsten
im ganzen Reich, daß es Gottlob E. Kurf. G. an diesem
Stück in keinem Weg mangeln würde. Was aber das audere
Stück anbelanget, da wollen E. Kurf. G. die Gelegenheit
des Reichs bedenken, daß als nehmlich viel Uneinigkeit und
Unruhe darinnen ist, und dieweil ich besorge, E. Kurf. G.