1522
1524
472 Sturz des Reichsregiments.
cember 1522, auf welchem die schon 1512 besprochene An-
ordnung der 10 Reichskreise und ihrer Hauptleute zur Voll-
ziehung kam (wobei der Kurfürst von Sachsen für den ober-
sächsischen Kreis nicht wohl übergangen werden konnte), von
neuem auf die Vollziehung des wormser Edicts, aber die Reichs-
stände lehnten dieselbe ebenfalls ab, forderten vielmehr die Be-
rufung eines Koncils auf deutschem Boden, und selbst gegen
den Beschluß, sich bei dem sächsischen Kurfürsten zu verwenden,
daß in Religionssachen nichts Neues geschrieben, gedruckt und
gethan werden solle, protestirte dessen Gesandter, Philipp von
Feilitzsch, feierlich mit der Erklärung, „sein Fürst könne sich
durch diesen Beschluß nicht gebunden erachten“. Desto nach-
drücklicher gedachte auf dem neuen Reichstage zu Nürnberg
(März 1524) Clemens VII. durch seinen Legat Campeggio
die Vollziehung des wormser Spruches durchzusetzen. Aber
auch hier beharrten die Stände auf der Zusammenberufung
eines allgemeinen freien Conciliums in Deutschland, und blieben
bei dem vorigen Schlusse, sowie der sächsische Gesandte bei seiner
früheren Protestation. Nur um so bitterer wurde die Stim-
mung des Kaisers und seiner Anhänger gegen Kurfürst Frie-
drich; Drohungen ließen sich hören, der Schwäbische Bund
werde sich gegen ihn wenden, weil er Luther beschütze trotz
Kaiser und Papst; als selbst Georg wohlmeinend warnte, schrieb
Planitz: „er wird schließlich selbst die Kur au sich bringen,
trotz aller Freundschaft"“. Und jetzt brach auch das Reichs-
regiment zusammen; die Städte, die Ritterschaft kehrten sich
von ihm ab, nach der Gewaltthat gegen Sickingen schwand sein
Ansehen, die meisten Fürsten riefen ihre Gesandten ab, auch
Herzog Georg weigerte sich seine Stelle darin einzunehmen.
Nach Eßlingen verlegt erhielt es eine Gestalt, die es aus einer
Schutzwehr der Reichsverfassung in ein Werkzeug des Kaisers
verwandelte. Karls Zweck war erreicht. Tief gekränkt und
körperlich leidend verließ Friedrich Febrnar 1524 Nürnberg,
nachdem er das Werk, für das er sein Leben lang gearbeitet,
noch am Ende seiner Tage hatte scheitern sehen. Kaum war
dem Kaiser dieser Schlag gelungen, so ließ er durch seinen
Gesandten Hannart ihm das Verlöbniß seines Neffen mit der