Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

478 Der Bauernkrieg in Thüringen und Sachsen. 
Was er verlangte, geschah. Münzer, der im Stillen fleißig 
gerüstet hatte, wartete nur, daß sich der schwäbische und fränkische 
Bauernaufstand seinen Gegenden nähern möchte, die trefflich 
darauf vorbereitet waren. Daun hoffte er an der Spitze einer 
furchtbaren Macht den Fürsten entgegen= und der Verwirklichung 
seiner Plane näher treten zu können. Aber Pfeiffer entriß 
dem Zögernden die Erlaubniß, einen Beute= und Zerstörungs- 
Zug ins Eichsfeldische thun zu dürfen. Die gemachte Beute 
entzündete die Andern, und um nicht seinen Einfluß zu verlieren, 
mußte sich jetzt auch Münzer entschließen auszuziehen; eine große 
Zahl Schlösser und Klöster wurden zerstört. Aber schon kamen 
auch Landgraf Philipp von Hessen, der eben einen ähnlichen 
Aufstand in seinen Landen gestillt hatte, und Herzog Heinrich 
von Braunschweig herbei. Eisenach und Langensalza, gleichfalls 
von Aufrührern besetzt, wurden unterwegs genommen. Bei 
Buttelstädt vereinigten sie sich mit Herzog Georg von Sachsen. 
An dem „Schlachtberge“ bei Frankenhausen stleßen sie 15. Mal 
1525 auf Münzers Haufen, 8000 Mann schlechtbewaffnetes, 
zusammengelaufenes Volk, von dem nur ein kleiner Theil sich 
durch des Anführers Prophetenstimme und die Erscheinung eines 
Regenbogens begeistern ließ. Die Fürsten boten Unterhandlung, 
aber noch vor Ablauf der Bedenkfrist donnerte plötzlich ihr 
Geschütz in den umzingelten Haufen. Die Kugeln thaten in 
den dichten Massen eine furchtbare Wirkung; die Wagenburg 
wurde erstürmt, und bald warf sich Alles in die eiligste Flucht 
nach Frankenhausen, in welches Sieger und Besiegte zugleich 
eindrangen. Vor und in der Stadt blieben 5000 Bauern. 
Wenige Tage darauf trafen auch Johann von Sachsen, damals 
schon Kurfürst, und sein Sohn ein. Münzer wurde in einem 
Bette entdeckt, gefangen, zweimal in Gegenwart der Fürsten 
gefoltert und zu Mühlhausen, das sich hatte ergeben müssen, 
hingerichtet, welches Schicksal der bei Eisenach gefangene Pfeiffer 
gleichfalls hatte. Sterbend ermahnte Münzer noch die Fürsten, 
den Druck gegen die armen Leute zu mindern und die Bücher 
Samuelis und der Könige fleißig zu lesen. Auch in andern 
Gegenden Sachsens, im sächsischen Franken und im Meiningi- 
schen (wo der sogenannte pillhäuser Haufen wüthete), im Alten-
	        
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