Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

sein Testament und sein Privatcharalter. 481 
gegen das ehrwürdige Haupt der deutschen Fürstenaristokratie 
war umgeschlagen in offene Feindseligkeit; Ferdinands regens- 
burger Bund deutete an, was kommen könne, und im Hinter- 
grunde streckte sich die begehrliche Hand des albertinischen Vetters 
nach dem Kurhute selbst aus. Doch Friedrich sollte den Krieg 
nicht sehen, und an seinem Sterbebette sagte sein Arzt Dr. 
Stromer die wahren Worte: fuit filius pacis, ideo pacilice 
oblit! 
Friedrich, der nie Vermählte, vermachte in seinem Testa- 
mente zwei mit Anna Weller erzeugten natürlichen Söhnen das 
Schloß Jessen und jährliche 1000 Fl.; ein Mägdlein von 13 
Jahren, die beim Dr. Paßka zu Magdeburg sei, weist er auf 
500 Fl. an, die die Lübecker ihm schuldeten. Auch Spalatin, 
der treue Hofprediger, die anderen Räthe und Diener und der 
Hofnarr Albrecht wurden noch bedacht 1). In der Schloßkirche 
zu Wittenberg wurde er prunklos (nur die Armen erhielten 
Spenden) begraben, wie er verordnet hatte. Er war zu Hause 
streng gegen seine Diener, desto milder auf Reisen. Treue 
Diener konnte er lange betrauern. Besondere Freude hatte 
er an Kindern. Spalatin erzählt, der Kurfürst habe einst in 
fremdem Lande einem Haufen kleiner Kinder jedem etwas 
reichen lassen und gesagt: „Lieber, gieb ihnen, denn heut oder 
morgen werden sie sagen: es zog einstens ein Herzog von 
Sachsen vorüber und ließ uns Kindern allen geben.“ An 
seinen Geschwistern hing er mit großer Zärtlichkeit, und Liebe 
zu seinem vermählten Bruder, dem er die Nachfolge nicht ver- 
citeln wollte, soll der Grund gewesen sein, weshalb er jeder 
Che entsagte. Freund der Musik, hielt er selbst eine eigene 
Singerei (Kapelle), die er auch auf den Reichstag mitnahm, 
und den Singknaben einen Schulmeister zur Lehre und Zucht 
und einen Kapellmeister, Konrad von Ruppich. Turnier und 
Jagd, besonders der Vogelheerd, erfreuten ihn. Auch das 
Drechseln trieb er mit Kunst, und diese Beschäftigung ist seit- 
!) Schötlgen und Kreysig, Diplom. Nachlese XI, 93. K. Fr. 
Flögel, Geschichte der Hofnarren (Licgnitz 1789, 8°, S. 283, führt 
cinen Narr Klaus von Ranslädt auf, der schon an Ernsts und Albrechts 
Höfen gewesen und auch au Kurfürst Johann mit übergegangen sei. 
Böttiger, Geschichte Sachsens, 2. Aufl. I. 31
	        
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