Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Ausbreitung der Reformation. 488 
eine Mauerkronec 1). Er hatte sich also im Kriege versucht 
und war demnach mit dem Gedanken vertrauter, mit dem 
Schwerte auszuhelfen, wenn Wort und Feder den Dienst ver- 
sagen sollten; und wenn ihm auch die anerkannte Weisheit, 
der umfassende staatsmänmische Blick seines genialen Bruders 
abgingen, so gaben doch dafür die edle Einfalt seines Wesens, 
die Reinheit und Treue seiner Gesinnung und die tiefe Reli- 
giösität seines Gemüths, mit der er sich schon bei Luthers 
erstem Auftreten der evangelischen Lehre zuwendete, einen Ersatz, 
der sich in den kritischen Zeitläuften seiner Regierung auf das 
vollständigste bewährte. 
Johann erklärte sich gleich anfangs sammt seinem Sohne 
Johann Friedrich öffentlich für die Reformation, indem er die 
zu Weimar versammelte Priesterschaft August 1525 anwies, 
in Zukunft das lautere, reine Evangelium ohne menschlichen 
Zusatz zu predigen. Dasselbe hatte kurz zuvor — eine der 
wichtigsten Erwerbungen für die Sache der neuen Lehre — 
Landgraf Philipp von Hessen gethan. „Er wolle eher Leib 
und Leben, Land und Leute lassen denn von Gottes Worte 
weichen“, erklärte der Landgraf den beiden sächsischen Fürsten 
persönlich. Es sollte wörtlich an ihm und Johann Friedrich 
in Erfüllung gehen. Herzog Georg, sein Schwiegervater, hatte 
seine Worte an ihm vergeblich verschwendet. Auch Albrecht 
von Brandenburg und die Markgrafen Georg und Casimir 
von Brandenburg traten jetzt offen zur Reformation herüber, 
und die Städte Nürnberg, Straßburg, Frankfurt, Nordhausen, 
Magdeburg, Braunschweig, Bremen führten sie fast um dieselbe 
Zeit durch. Mehrere Städte der Lausitz, wie Görlitz und 
Lanban, fingen bereits an, obgleich sie unter dem Bischof von 
Meißen standen, die deutsche Taufe und das Abendmahl unter 
1) Auch sein Leben hat 1540 Spalatin beschrieben in Struv, 
Neu eröffu. histor. und polit. Archiv (Jena 1719) 1II, 45. Dieser giebt 
als Geburtsjahr 1468, nicht 67. Scinc erste Gemahlin, Sophia von 
Meckleuburg, starb 1503, bald nach der Geburt Johann Friedrichs. Die 
zweite, Margarethe, Waldemars von Anhalt Tochter, gebar ihm die 
Herzöge Johann und Johann Ernst nebst mehren Töchtern und starb 
1521. Vergl. Über ihn Ranke a. a. O. III, 211—13. 
31°
	        
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