Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

494 Reichstag zu Speier 1529. 
Predigern geboten, sich aller schmähenden Schriften und Reden 
zu enthalten. Das Klarste an der Sache ist, daß Philipp, 
der ohnehin Krieg wünschte, sich deswegen zu leicht hatte 
täuschen lassen 1). Der Kurfürst, Dank diesmal seinen Theo- 
logen, hatte sich noch am leidlichsten aus der Sache gezogen 
und verband sich schon am 11. Juni 1528 mit dem Kurfürsten 
von Mainz, dem Brandenburger (als Erzbischof von Magde- 
burg sein Nachbar), in Verbindung mit Philipp von Hessen 
zu Staßfurt, daß keiner den Andern überziehen und beschädigen 
noch dazu helfen wolle 2). 
War somit auch die unmittelbare Besorgniß vor einem 
Religions= und Bürger-Kriege beseitigt, so brachten doch beide 
Parteien eine unvertembare Spannung gegen einander auf 
den neuen Reichstag, der nach mehrmaliger, Verzögerung 
21. Febrnar 1529 zu Speier eröffnet wurde, unter Umständen, 
die sich in Folge der packschen Hündel, der Siege des Kaisers 
und seiner Aussöhnung mit dem Papste wesentlich zum Nach- 
theil der Evangelischen verändert hatten. Die Katholiken kannten 
des Kaisers Gesinnung gegen die Protestanten, und diesen hatte 
sie Karl selbst in seinen Briefen über die packschen Händel, in 
denen er sogar von verletzter Majestät gesprochen, deutlich dar- 
gelegt. Man setzte selbst die persönlichen Höflichkeiten gegen 
Johann von Sachsen, der mit Melanchthon nach Speier gereist 
1) Die meisten Notizen aus Seckendorf, Hist. Luther. II, 
94— 100. Vergl. Chr. Gottlob Heinrich, Deutsche Reichsgeschichte 
(Leipzig 1795) V, 234—246. Wenn sich Eichhorn in seiner Deutsch. 
Staats= und Rechts-Geschichte IV, 73 nur darlber wundert, daß Neuere 
auch nur an Unterhandlung üÜber ein solches Bündniß glauben können, 
geht er doch wohl zu weil. Daß sich nach Stumpfs Polit. Gesch. von 
Bayern I, 18 in den bayrischen und würzburger Archiven üÜber jenes 
Büludniß nichts finde, bewiese allein noch nichts, da die Sache noch nicht 
reif geworden war, oder bei Hessens Rlistungen alles dahin Bezügliche 
leicht vernichtet sein konnte. Aber die bayerischen Herzöge hatten damals 
ganz andere Gründe, nicht auf Seiten Ferdinands siehen zu wollen, da 
sie eben in Böhmen und Ungarn ihm entgegenarbeiteten. — Vergl. auch 
Plaucks besonnenes Urtheil 11, 429 und Nanke III, 32 ff. Gewiß 
ist, daß um jene Zeit zu Jüterbock, Leipzig, Breslau katholische Fürsten 
Zusammenkülfte hielten. 
.2) Joh. Seb. Müllers Annalen, S. 81.
	        
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