Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Versuche zu engerer Verbindung der Protestauten 1529. 497 
Herzog Georg übertragen.“ Unverweilt schickten sich die Pro- 
testanten an, der Gefahr, die ihnen drohete, ebenso besonnen 
als kräftig zu begegnen. Nachdem Sachsen und Hessen schon 
zu Speier mit Nürnberg, Ulm und Straßburg ein geheimes 
Verständniß wegen gegenseitiger Vertheidigung, falls sie des 
göttlichen Wortes wegen angegriffen würden, geschlossen hatten, 
sollten weitere Verabredungen auf einem zu Rodach im Kobur- 
gischen zu haltenden Convente getroffen werden. Besonders 
thätig war der sächsische Kurprinz. Aber jetzt zeigte sich auch 
nur zu deutlich, wie wenig die Politik allein die Entschließungen 
des Kurfürsten zu bestimmen vermochte; theologische Bedenken 
zerstörten, was eine richtige politische Erwägung begonnen hatte. 
Waren dieselben schon in Melanchthon so mächtig aufgestiegen, 
daß er die ganze Verbindung lieber aufzugeben rieth, so trat 
Luther nicht nur mit seinen Bedenklichkeiten wider jedes Bünd- 
niß dazwischen, sondern verdammte die Verbindung mit den 
in der Abendmahlslehre nach schweizerischem Lehrbegriff Ab- 
weichenden (zunächst Straßburg und Ulm) geradezu. Dazu 
kam des Kurfürsten natürliche Scheu, sich dem Kaiser zu wider- 
seten. Die Folge war, daß in Rodach (Juni 1529) des Kur- 
fürsten Gesandter v. Minkwitz sich nur einfand um zu hören 
und seinem Herrn zu berichten, damit dieser dann mit seinen 
Theologen berathschlagen könne, ob die Sache ohne Beschwerung 
des Gewissens auszuführen sei, alles Weitere aber auf eine im 
August zu Schwabach abzuhaltende Zusammenkunft verschoben 
wurde, die aber gar nicht zu Stande kam. Umsonst hoffte 
Philipp von Hessen durch ein Religionsgespräch zu Marburg 
2. October 1529) den dogmatischen Zwiespalt zwischen Luther 
und Zwingli ausgleichen zu können, da jener von der innern 
Wahrheit seiner Auffassung viel zu sehr durchdrungen war, 
um davon politischen Rücksichten auch nur das Geringste zum 
Opfer zu bringen. Auf sein Antreiben gelobten sich vielmehr 
zu Schleiz der Kurfürst und Markgraf Georg von Branden- 
burg, Niemanden in ihr Bündniß aufzunehmen, der auch nur 
in dem einen oder dem andern Punkte von ihrem Bekenntnisse 
abweiche. Dieses letztere sollte auf der Zusammenkunft zu 
Schwabach (16. October) vor aller weiteren Verhandlung von 
Böttiger, Geschichte Sachsens, 2. Aufl. 1. 32
	        
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