Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

408 Kurfürst Johann der Beständige. 
den Gesandten unterschrieben werden (die 17 schwabacher Artikel), 
aber Straßburg und Ulm traten nun zurück. Auch auf der 
neuen Versammlung zu Schmalkalden, die man in Folge des 
bedrohlichen Berichtes der aus Italien zurückgekehrten Gesandt- 
schaft statt am 13. December bereits am 29. November er- 
öffnete, scheiterte das beabsichtigte Bündniß an des Kurfürsten 
Verlangen, daß vor Allem die 17 Artikel unterschrieben werden 
müßten, weshalb er auf den 6. Jannar einen neuen Tag nach 
Nülruberg festsetzte, auf dem nur diejenigen, wesche die Artifkel 
anzunehmen gedichten, erscheinen sollten; deshalb blieben Straß- 
burg, Ulm, Kostnitz und Memmingen weg, aber auch so hin- 
derten die Bedenken wegen Rechtmäßigkeit des Widerstandes 
gegen das Reichsoberhaupt den Abschluß des Bündnisses. Alles, 
was man in Nürnberg beschloß, war, eine neue Gesandtschaft. 
an den Kaiser zu senden 1) und zu Hause der Sachen weiter 
nachzudenken. Gerade Luther ermahnte die Protestanten, dem 
Kaiser wider die Türken beizustehen, und der Kurprinz führte 
wirklich das sächsische Contingent gegen sie ins Feld. Man 
fühlte sich durch Johann und seine Theologen zu jeder Unter- 
nehmung gelähmt, oder war man etwa zu Speier über Macht 
muthig gewesen? 
Doch mit der drohenden Gefahr kam auch der alte Muth 
wieder. Karl V., der soeben in Bologna die Kaiserkrone auf 
sein Haupt gesetzt hatte und nach Bewältigung Frankreichs der 
Kräfte des gesammten und geeinten Reiches zu einer entschei- 
denden Action gegen den andern Hauptfeind, die Türken, be- 
durfte, lud die Reichsstände zum Reichskage nach Augsburg ein. 
Entschlossen, wie er selbst sich dem Papst gegenüber verpflichtet 
batte, die Abgefallenen, sei es in Gilte oder mit Gewalt, zur 
römischen Kirche zurückzubringen, verlangte er die persönliche 
Gegenwart der protestirenden Stände. Dem gemäßigten Tone 
des Ausschreibens entsprach die Bereitwilligkeit, mit welcher sich 
der Kurfürst, nachdem einige entgegenstehende Bedenklichkeiten 
hauptsächlich durch den einflußreichen Kanzler Brück (Pontanus) 
beseitigt worden waren, zur Reise entschloß und seine Verbün- 
1) Der nicht sehr tröstliche Bericht der ersten war zu Schmalkalden 
erstattet worden.
	        
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