Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Der heilige Bund von 1638. 517 
Dagegen suchte der Reichsvicekanzler Held damals etwas 
ganz Anderes als den Frieden, denn er wünschte Krieg und 
brannte vor Begierde, die Ketzerei auszurotten. In der That 
schien es, als dürfe man damit nicht länger zögern, wenn es 
überhaupt noch geschehen sollte. Herzog Georg wankte dem 
Grabe zu; starb er, so siel der letzte Wall, der sich der Ketzerei 
noch wirksam entgegenstellte. Er bereiste die katholischen deutschen 
Stände und brachte den sogenannten heiligen Bund oder 
die christliche Einigung zur Vertheidigung des alten wahren 
Glaubens auf 11 Jahre zusammen (Nürnberg, 10. und 12. 
Juni 1538). Die Mitglieder des Bundes waren die Erz- 
bischöfe von Mainz (doch nur für Magdeburg und Halberstadt) 
und Salzburg, die Herzöge von Bayern, die, nachdem jene 
frühern Verhandlungen ihren Zweck verloren hatten, wieder 
volle Feinde des schmalkaldischen Bundes geworden waren und 
auf schriftliche Vorwürfe Johann Friedrichs nur Gegenvorwürfe 
und endlich gar keine Antwort mehr gaben; ferner Georg von 
Sachsen, Erich der ältere und Heinrich der jüngere von Braun- 
schweig. Auch Ferdinand trat bei; denn das Haus Habsburg 
durfte sich doch nicht von denen treumen, an denen es bis jetzt 
seine beste Stütze im Reiche gefunden hatte; anderseits brauchte 
es gerade jetzt, wo die Vermittlung des Papstes den Krieg 
mit Frankreich beigelegt hatte, den Frieden in Deutschland für 
seine Unternehmungen gegen die Osmanen viel zu nothwendig, 
als daß es in diesem Augenblicke die Hand zur Bewältigung 
der Protestauten hätte bieten sollen. Endlich entwich auch die 
eigentliche Seele des Bundes mit Herzog Georgs baldigem 
Tode, der bereits 60000 Ducaten für deuselben zurückgelegt, 
auch mit seiner Landschaft über sechs im Lande zu bauende 
Festungen verhandelt hatte; „er wollte lieber“, rief der wilde 
Heinrich von Braunschweig, „daß an Georgs Statt unser Herr- 
gott im Himmel gestorben wäre“!11) 
Noch weit mehr aber als Georgs Tod wirkte, wie er- 
wähnt, die drohende Türkengefahr auf eine Ausgleichung hin, 
und so kam auf dem Pacisicationsconvent zu Frankfurt (am 
19. April 1539) der sogenannte friedliche Anstand unter persön= 1839 
1) Ratzeberger a. a. O., S. 75.
	        
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