Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

1640 
1641 
518 Stellung des Kaisers. 
licher Gegenwart Johann Friedrichs und Philipps auf 15 Monate 
zu Stande. Binnen dieser Zeit sollte auf einem zu berufenden 
Reichstage ein Ausschuß von Theologen und Laicn ernannt 
werden, um „auf eine löbliche christliche Vereinigung zu han- 
deln“. Zum ersten Male, daß man auf eine andere Weise 
als durch ein Koncil eine Verständigung zu erreichen versuchte, 
zur größten Bestürzung der römischen Kurie; auch nahm der 
Kaiser, da die Türkengefahr vorübergegangen, Anstand, den 
frankfurter Vergleich zu bestätigen; er ratificirte vielmehr nun 
am 20. März 1539 zu Toledo den Bundesvertrag der christ- 
lichen Einigung, den ihm Held nach Spanien gebracht hatte, 
und versprach nicht nur den vierten Theil der Kosten mit 
Ferdinand zusammen zu tragen, sondern legte auch gleich 
50000 Fl. in die Vorrathskasse des Bundes nieder 1). Aber 
nicht lange, so gerieth der Kaiser von anderer Seite in eine 
neue Verwickelung, die ihn doch wieder einzulenken nöthigte, 
indem die Stände des Herzogthums Geldern, im Widerspruch 
gegen die behaupteten Ansprüche des Hauses Osterreich zum 
Erben ihres kinderlosen Herzogs Karl, den Schwager des 
sächsischen Kurfürsten, den jungen Herzog Wilhelm von Cleve, 
zu ihrem Herzog beriefen, so daß dieser nach Karls von Gel- 
dern (1538) und seines eigenen Vaters Tode (1539) eines der 
schönsten und ausgedehntesten Reichsgebiete beherrschte, Länder, 
auf welche Johann Friedrich kraft seines Ehevertrags Eventual-= 
ansprüche behauptete und nöthigenfalls mit Hilfe des schmal- 
kaldischen Bundes durchsetzen konnte. Dies führte dazu, daß 
der Kaiser, wie es der von ihm verworfene frankfurter Anstand 
forderte, die Dinge doch noch einmal auf den Weg des Ver- 
gleichs brachte. Es folgten die drei Religionsgespräche zu 
Hagenau (1540), zu Worms und — während des Reichs- 
tags — zu Regensburg (1541). Aber die anfängliche, vom 
Kaiser dringend gewünschte Aussicht, dort auf Grund des soge- 
nannten regensburger Interims zu einer Ausgleichung zu ge- 
langen, scheiterte ebenso an der Unnachgiebigkeit Joham Frie- 
drichs, der, voll Mißtrauen wegen der cleveschen Sache, gar 
1) Stumpf, Polit. Gesch. von Bayern, der die kaiserliche Bestäti- 
gung beibringt lI, 219 und Nr. XVI.
	        
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