520 Kurfürst Johann Friedrich der Großmüthige.
von Luther geradezu einen Prediger schicken, dem auch der Kur-
fürst seinen Schutz versprach. Als aber am 6. Januar 1541
der Administrator Philipp zu Freisingen verstorben war, glaubte
Johann Friedrich den Zeitpunkt gekommen, nicht nur um im
Stifte die Reformation einzuführen, sondern auch um dasselbe
ganz zu säcularisiren ). Er wollte mit 1000 Gulden Gehalt
den lutherischen Prediger Medler zum Bischof machen, den
Domherren ihre Einkünfte lebenslänglich lassen und die übrigen
Stiftseinkünfte zu frommen Zwecken benutzen. Aber schon am
19. Jannar wählten die Domherren, ohne die kurfürstlichen
Commissarien abzuwarten, aus ihrer Mitte den Domproypst
von Zeiz, Julius Pflug, aus altem meißnischen Hause, einen
streng katholischen, aber gelehrten und Verbesserungen keines-
wegs abgeneigten Mann, wogegen nun die Commissarien pro-
testirten. Nicht nur seine Näthe, unter ihnen besonders Brück
und Melchior von Osse, sondern selbst die Theologen riethen
dem Kurfürsten zur höchsten Mäßigung und auch von einer Ein-
ziehung der Domherrnstellen ab, die man ja für den Adel des
Landes brauchen und diesen dadurch sich den Wissenschaften zu
widmen antreiben könne. Man solle dem Kapitel einen Fürsten
vorschlagen, den es am wenigsten ablehnen könne, z. B. Georg
von Anhalt. Aber der eigensinnige Herr war schwer abzu-
bringen, und das Kapitel ging auf keinen Vorschlag ein, und
als nun der Kaiser, der bis dahin, wohl um die regensburger
Verhandlungen nicht zu stören, geschwiegen hatte, dem Kurfürsten
von jeder Störung der Nechte des immediaten Stiftes ab-
mahnte und den Städten Naumburg und Zeiz gebot, dem ge-
wählten Bischofe zu huldigen, so ließ der Kurfürst das Schloß
Zeiz besetzen und ernannte Luthers Freund, den Nicolaus von
Amsdorf von Magdeburg, einen unverträglichen Eiferer der
neuen Lehre, zum Bischof. Der Kurfürst selbst stellte ihn
20. Janmar 1542 den Stiftsständen vor, und Luther ordinirte
ihn mit Hilfe einiger Superintendenten. Doch bekam der neue
1) Im Jahre 1538 hatte er auch die von den Askaniern versetzten
Gerechtsame der Burggrafschaft Magdeburg wieder eingelöst, auch den
burggräflichen Titel wieder angenommen, worllber er mit dem Erzbischof
von Magdeburg in Streit gerathen war.