526 Kurfürst Johann Friedrich der Großmüthige.
wahren Religion in Deutschland erzählenden Agenten Kurß: es
sei nicht soviel um die Religion und um die Lutherei zu thun,
sondern allein darum, daß man auf beiden Seiten die Liber-
tät zu hoch und zu fast suchen und derselben nach rechten
wolle 1).
Man konnte katholischerseits kaum etwas Anderes erwarten,
als daß der Bund von Schmalkalden jetzt, wo der Kaiser
krank in Italien, zugleich in Krieg mit Frankreich, Ferdinand
aber höchst unglücklich gegen die Türken war, die Lage der
Dinge beunutzen und mit den Waffen in der Hand alle Be-
dingungen erpressen würde, die zu gesetzlicher und dauernder
Anerkennung ihrer Religions= und politischen Partei, zur Fest-
stellung ihrer ganzen Existenz vonnöthen waren. So würde
der Ausgang wenigstens, der Zweck und die endliche Beruhigung
Deutschlands mit ihren Gewaltschritten wieder versöhnt, der
Erfolg sie wo nicht gerechtfertigt, voch entschuldigt haben. Noch
auf dem Reichstage, der zu Nüruberg im Jamar 1543 zu-
sammentrat, schien es, als sollten die Dinge diese Richtung
nehmen. Mit der Beschwerde über die trotz aller königlichen
Zusagen fortdauernden Bedrohungen durch das Kammergericht
verbanden die Protestanten den Antrag auf dessen Auflösung
und Neubesetzung; vor Erledigung dieser Sache, erklärten sie,
würden sie sich in keine Verhandlung einlassen; und da Fer-
dinand bei den über den braunschweiger Zug erbitterten Katho-
lischen nur eine neue Visitation und eine fünfjährige Verlän=
gerung des Friedens erreichte, so verwarfen sie ihrerseits den
Neichstagsabschied.
Aber in Wirklichkeit kam es ganz anders; die clevesche An-
gelegenheit wurde der Wendepunkt, an welchem es zum ersten
Male gelang, dem siegreichen Vorwärtsschreiten der protestan-
tischen Partei Einhalt zu thun. Als Johann Friedrich seines
Schwagers Wilhelm von Cleve Aufnahme in den schmalkal-
dischen Bund beantragte, wurde dies abgelehnt: der Landgraf
hatte sich in jenem verhängnißvollen regensburger Vertrage
ausdrücklich verpflichtet, den Herzog von Cleve nicht zu unter-
1) Karls merkwlirdige Antwort ist aus Stumpfs Didpl. Gesch. v.
Bayern I, 2. S. 249. Sonst Planck III, 2. S. 202 ff.