528 Kurfürst Johann Friedrich der Großmüthige.
Räthe vertreten ließ. Mehr als die Protestanten schien jetzt
der Papst vom Kaiser zu fürchten zu haben; ohne Schwierig-
keit bewilligten sie die geforderte Hilfe. Dafür gab ihnen der
Kaiser Versicherung, daß der regensburger Abschied in Kraft
bleiben und binnen drei Jahren das Reichskammergericht neue
Beisitzer ohne Unterschied der Religion erhalten solle; hierauf
erkannte Johann Friedrich am 11. Mai 1545 Ferdinand ohne
Vorbehalt als römischen König an, wogegen unn auch der
Kaiser den jülich-cleveschen Ehevertrag und die sächsische Erbfolge
nach dem Abgange des dortigen Manusstammes bestätigte; man
nahm sogar eine Vermählung des Kurprinzen mit Ferdinands
achtjähriger Tochter Eleonore für den Fall einer Vergleichung
der Religionsstreitigkeiten in Aussicht.
6. Aarsachsen kurz dor und in dem schmalkaldischen Kriege
(1545 —1547).
Jetzt schien man wieder mitten im Frieden zu sein. Der
Kurfürst widmete sich, keine Gefahr befürchtend, den innern
Regierungssorgen und den Freuden seiner Tafel. Die Refor-
mation vollendete sich durch Visitationen und nachhelfende Ver-
ordnungen; die Schulen entgingen seiner Aufmerksamkeit nicht,
und besonders für seine Universität verwandte er die jährlichen
Einkünfte der Stifter Gotha, Eisenach und Altenburg, 5620
Gulden jährlich, zu 150 Stipenvien, erfreute sich der auch im
Hennebergischen vom dortigen Fürsten eingeführten Reformation,
glich Händel aus, jagte, schloß mit Nachbarn mehre Ver-
träge, ließ Kirchen weihen, Fischhäuser bauen, als wie im
tiefsten Frieden. Aber es war die schwüle Nuhe, wie sie furcht-
baren Gewiltern vorauszugehen pflegt. Einem Aufmerksameren
würden ferne Domneerschläge nicht entgangen sein.
Wie oft auch Kaiser Karl V. durch die Verschlingungen
seiner halb Europa umfassenden Politik genöthigt worden war,
auf die deutschen Protestauten schonende Rücksicht zu nehmen,
sie scheinbar selbst zu begünstigen, so hatte er doch zu keiner
Zeit sein eigentliches Ziel, die doppelte Unterwerfung Deutsch-
lands unter die römische Kirche und unter die spanische Herr-
schaft, aus den Angen verloren. Jetzt fühlte er sich der Er-