Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

646 Der schmalkaldische Krieg. 
Aussöhnung beriethen, unterbrach die Feindseligkeiten nur auf 
kurze Zeit. 4 
Alle protestantischen Herzen in ganz Deutschland schlugen 
dem siegreichen Verfechter ihres Glaubens freudig entgegen. 
Welche Aussicht, wenn Johann Friedrich mit kühner Hand die 
Gunst des Geschickes zu erfassen wußte! Aber sein Sinn, der 
keinen Ehrgeiz kannte, war auf nichts weiteres als auf seine 
Vertheidigung gerichtet. Allein gerade die bedenkliche Wendung 
des Krieges bewog den Kaiser und seinen Bruder zu eutschei- 
deuden Schritten. Karl, den jetzt der Tod von seinem alten 
Feinde Franz I. (starb 31. März) befreite, als dieser eben im 
Begriff stand, die deutschen Protestanten mit Geld und Truppen 
zu unterstützen, brach, obgleich selbst gichtkrank, am 1. April 
1547 mit einem kleinen aber ausgesuchten Heere durch die 
Oberpfalz und Franken nach Böhmen vor, vereinigte sich 
(5. Aprif) zu Eger mit den Truppen des ihn sehnlichst er- 
wartenden Ferdinand und Moritz und trat am 12. April den 
Zug nach Sachsen an. 27000 Mann stark rückte das kaiser- 
liche Heer über Adorf, Plauen, Reichenbach, Werdau, Guand- 
stein, Colditz, Leisnig rasch nordwärts, dadurch den Kurfürsten, 
der bei Meißen stand, Alt-Dresden (die jetzige Neustadt) aus- 
plünderte, Neu-Dresden aber vergeblich berannte, von Thü- 
ringen ganz abschneidend. Zu seinem Unglück hatte Johann 
Friedrich seinen ursprünglichen Plau, uur die Festungen Witten- 
berg und Gotha zu halten und sich auf Magdeburg zurück- 
zuziehen, verlockt durch die trügerische Aussicht auf böhmische 
Hilfe, wieder aufgegeben und sich in einem Augenblicke, wo er 
seine ganze Macht am nöthigsten auf einem Punkte vereinigt 
brauchte, durch Entsendungen ins Erzgebirge und selbst nach 
Niedersachsen, wo eben Bremen in Gefahr war, dermaßen ge- 
schwächt, daß er nicht mehr als 4000 Mann zu Fuß und 
2000 zu Pferde bei sich hatte. Endlich hörte er, daß der 
Feind (vom Kaiser schien er noch immer nichts zu ahnen) in 
der Nähe der Elbe und zahlreich sei, und beschloß unn auf 
dem rechten Elbufer schuell nach seiner Festung Wittenberg zu 
ziehen. Er brannte 21. April zu diesem Zweck die Elbbrücke 
bei Meißen ab und zog gegen Mühlberg ab, welches dem
	        
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