Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

648 Der schmalkaldische Krieg. 
Alba, dieser vor den Kaiser; „Herr erbarme dich meiner, nun 
bin ich hier!“ betete der Gefangene. Seine Anrede „Gnädigster 
Kaiser"“ unterbrach Karl mit den Worten: „Bin ich nun der 
gnädige Kaiser?“ und übergab ihn nach harter Gegenrede auf 
seine Bitte um ein fürstliches Gefängniß dem Spanier Alfons 
von Vives. „Hätten Alle gefochten wie der Kurfürst“, sagte 
Ferdinand später, „so wäre er schwerlich geschlagen und ge- 
fangen worden.“ Nur 400 mit dem Kurprinzen entkamen, 
die Ubrigen mit Herzog Ernst von Grubenhagen wurden ge- 
fangen. Viele lagen erschlagen. Das war die Schlacht auf 
der lochauer Haide, wo die Kurfürsten sonst ihre Hauptjagden 
zu halten pflegten 1). 
Torgau ging am folgenden Tage über, nicht so aber 
Wittenberg, das wohl befestigte, wo sich der Kurprinz und 
die Kurfürstin Sibylle mit 3000 Mann Besatzung befanden. 
Die dortige Universität war schon im November aufgelöst 
worden. Aus Mangel au Belagerungsgeschütz und da von 
den 15000 Schanzarbeitern, die Moritz versprochen, nur 300 
eintrafen, weil man ferner nicht für räthlich hielt, die Hitze 
des Sieges sich durch eine lange und jedenfalls beschwerliche 
Belagerung abkühlen zu lassen, griff Karl zu einem sehr un- 
ritterlichen Mittel, die Festung schnell zu gewinnen. Er ließ 
unter Albas Vorsitz ein Kriegsgericht über Johann Friedrich 
halten, und dieses sprach das Todesurtheil (10. Mai) über 
ihn als Achter und Rebellen aus. Dies Urtheil wurde auf 
Vorbitten des Kurfürsten von Brandenburg, des Herzogs Moritz 
und Wilhelms von Jülich und Cleve gemildert. Weinn auch 
einem Alba, doch nicht Karlu konnte es Ernst damit sein, da 
1) Hauptquellen: Arnold, Vita Muuritii (Mencke II, 1210); 
Nic. Mamerani, Iter Caroli V (Hortleder III, 19); Baumann, 
Bericht, wie Herzog Johann Friedrich gefangen worden (Samml. verm. 
Nachr. III, 118). Vergl. v. Langenn, Moritz I, 341 ff.; II, 305 ff.; 
Nanke IV, 402 ff: u. Lanz, Correspondenz Kaiser Karls V. (1845) 
II, Nr. 582— 584. Sastrow (v. Mohnike), der cinige Tage nachher 
lber das Schlachtfeld ritt, fand da noch vicle Verhungerte und Ver- 
schmachtete. Er sagt auch: daß es eben an dem Orte geschehen, „da 
er seine große Lust des Wildes halben, mit seiner armen Unterthanen 
Unlust, höchsten Beschwerunge und Verderben au Leib und Gute gehapt“.
	        
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