1532
1533
568 Das albertinische Sachsen.
trotzdem, daß ein mitweidaer Bürger wegen Entführung einer
Nonne aus Sornzig enthauptet wurde, und selbst eine Ver-
wandte des herzoglichen Hauses, Ursula von Münsterberg, ent-
floh unter Luthers Beihilfe aus dem freiberger Kloster. 1) Der
Hofprediger Alexius Crosner mußte, der Hinneigung zur Re-
formation verdächtig, 1527 einem erbitterten Gegner Luthers,
J. Cochläus, den Platz räumen. Georg selbst griff zur Feder
gegen Luther 2), der allerdings auch den Herzog in Schriften
und Briefen höchlich und bis zur Ungebühr gereizt hatte, auch
durch seinen Einfluß auf den Kurfürsten und seine Einmischung
in Georgs Vorkehrungen gegen das Evangelium diesem nur noch
verhaßter werden mußte. Mit besonderem Nachdruck trat er
gegen die Abtrünnigen seit 1532 auf, als er durch Johanns
des Beständigen Tod der älteste des Hauses geworden war.
Aus Leipzig wurden im Jahre 1533 auf einmal 80 Bürger
mit ihren Familien als Anhänger der Reformation vertrieben;
es wurden Beichtzeichen eingeführt, durch welche man sich bei
der Obrigkeit als echter Katholik ausweisen mußte; Anderen
wurde ein ehrliches Begräbniß versagt und, darauf aufmerksam
gemacht, daß er durch solche Maßregeln Leipzigs Blüthe zer-
stören werde, gab er zur Antwort: „er wolle lieber mit seiner
Gemahlin nackt und bloß den Stab in der Hand freiwillig ins
Elend gehen, als seinen Unterthanen erlauben, daß sie nur in
dem kleinsten Titel von der katholischen Kirche abwichen, bevor
nicht auf einem allgemeinen Koncil anders beschlossen wäre“.
Die unglücklichen Verwiesenen tröstete Luther und schloß sein
Schreiben: „Wie gar viel heiliger ist Leipzig denn Sodom,
darin Gott nicht fünf Häupter fand, die sein waren !“ Enser,
Cochläus, Georg Witzel, der dresdner Pfarrer P. Sylvius, der
Franziskaner Angustin Alveld und der Abt zu Altenzelle Paul
Bachmann bildeten „die Georgische canzley und schmidte"“, wie
1) Daß ein leipziger Buchhändler, Namens Herrgott, wegen Ver-
breitung lutherischer Schriften hingerichtet worden sei, ist unbegründete
Sage.
2) Auf Luthers „Warnung an seine lieben Deutschen“ gab Georg
eine „Antwort“ heraus, gegen welche Luther seine Schrift „Wider den
Mrenchler zu Dresden“ richtele.