Seine Ingendgeschichte. 581
Angenblicke das Schwert zu ziehen und demüthigt den Allge-
fürchteten, was den Verbindungen vieler großen Staaten gegen
Karl nie gelungen war. Aber zwei Jahre darauf, in weit un-
bedeutenderer Fehde mit einem ehemaligen Jugendfreunde, mitten
in einer siegreichen Schlacht, trifft ihn die mörderische Kugel,
und seine Rolle ist nach 12 Jahren, nach dem einflußreichsten
Wirken für sein Land, plötzlich ausgespielt. Er gleicht einem
Metcore, dessen Erscheinung und Bahn außerhalb aller Berech-
nung liegt.
Zu bedauern ist, daß die Geschichte von seiner mecklen-
burgischen Mutter Katharina so wenig nachweist. 1) Denn in der
That scheint Moritz seinen Ehrgeiz und seine Erwerbsucht ihr
zu verdanken, die bei Zeiten schon ihrein Gemahle den kleinen
Länderbesitz desselben vorwarf und eine große Herrschaft über
ihn gewann. Sein aufangs schwächlicher Körper schien ihn eher
zum geistlichen Stande als zu kriegerischem Fürstenthume zu
bestimmen, doch verdankte er, der spätere große Gönner und
Schützer der Wissenschaften, die Ausbildung seines Geistes we-
niger einem geordneten Schulunterrichte (sein erster Erzieher
war Balsthasar Rysche, dann Haus von Schleinitz) als dem
Aufenthalte an mehren unter einander sehr verschiedenen Höfen.
Noch nicht 12jährig, kam er auf Veranlassung seines Oheims
Georg auf einige Zeit an den glänzenden aber sittenverderben-
den Hof des Kurfürsten Albrecht von Mainz zu Halle, daun
an den streng katholischen Georgs zu Dresden, der nicht bloß
aus aufrichtiger Zuneigung, sondern auch aus bestimmter Rück-
sicht auf die katholischen Interessen sich der Erziehung seines
Nefsen mit Eifer annahm, gerade dadurch aber, bei der Ver-
schiedenheit seiner religiösen Ansichten von denen seiner Ge-
schwister in Freiberg, das gute Verhältniß zu ihm gefährdete,
daher auch Moritz, als sein Vater zur Reformation und zum
schmalkaldischen Bunde getreten war, den dresdner Hof mit dem
Johann Friedrichs zu Torgau und Weimar vertauschte. Auch
dadurch soll sich Moritzens Anhänglichkeit au Georg gemindert
haben, daß dieser ihm die erbetene Belehnung mit der Burg-
1) v. Weber, Zur Lelensgeschichte der Herzogin Katharina von
Sachsen im Archiv f. sächs. Gesch. VI, 1 ff.