Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Entstehung des Fürstenbundes gegen Karl V. 697 
von Sachsen 1) mit Christians III. von Däuemark Tochter 
Anna mitten unter Tanz und Ritterspiel ihm einige dahin 
zieleude Andeutungen zu machen, aber theils schwankte Moritz 
selbst noch, theils war das Mißtrauen gegen den Verderber 
des schmalkaldischen Bundes, den Bekenner des Interims, noch 
viel zu rege, als daß man damals schon sich wesentlich näher 
gekommen wäre. Trotzdem hörte Markgraf Haus nicht auf, 
seinen Plan weiter zu verfolgen, und auf der Hochzeit des 
Herzogs Albrecht von Preußen (März 1550) legte er durch 
Verabredung eines Bündnisses mit diesem und dem Herzoge 
Johann Albrecht von Meckleuburg, für welches auch andere 
Stände gewonnen und an Dänemark und Polen, vor allem 
aber an Frankreich ein Rückhalt gesucht werden sollte, den ersten 
Grund zu dem Fürstenbunde, welcher bestimmt war das müh- 
sam aufgerichtete Gebäude der kaiserlichen Politik umzustürzen 
und die kirchliche wie die politische Freiheit Deutschlands zu 
retten. 
Ohne Ahnung von diesen in das tiefste Geheimniß gehüllten 
Bestrebungen rüstete sich Kaiser Karl, das auf dem letzten 
Reichstage Begonnene auf einem zweiten, den er am 26. Juli 
1550, ebenfalls in Augsburg, eröffnete, sei es in Güte, sei es 
mit Gewalt, zum Abschluß zu bringen. Die Wichtigkeit der 
hier zu verhandelnden Gegenstände: die Nachfolge seines Sohnes 
im Reiche, die allgemeine Durchführung des Interims und die 
Ordnung der Koncilfrage machten ihm das möglichst zahlreiche 
Erscheinen der Fürsten besonders wünschenswerth. Aber er 
erlebte die Täuschung, daß gerade die, auf deren Anwesenheit 
er am meisten gerechnet hatte, die Kurfürsten Moritz und 
Jvachim, obgleich er sie durch Lazarns von Schwendi noch ganz 
speciell hatte einladen lassen, ausblieben. 
Trotz der Siege des Kaisers lagen die Dinge in diesem 
Angenblicke der Hauptsache nach ganz ähnlich wie vor dem 
schmalkaldischen Kriege, ja sie waren sogar eher zu Un- 
Kunsten des Kaisers veräudert, denn die Fürsten hatten seitdem 
die dynastischen Pläue desselben kennen lernen, die Katholiken 
waren durch seine kirchlichen Maßregeln so wenig befriedigt wie 
1) Angust resignirte deshalb 2. August 1548 sein Stift an Sidonius 
1550
	        
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