Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

1561 
602 Kurfürst Moritz Annäherung an Ssterreich 
von den Theologen in dem Gebiete Moritzens, des Markgrafen 
von Ansbach, der Herzöge von Pommern und der Harzgrafen 
unterzeichnet wurde, und selbst noch die Erklärung, mit welcher 
die sächsischen Theologen am 24. Jannar 1552 in das Koncil 
eintraten, ließ dem Kaiser die Aussicht auf Durchführung der 
längst beabsichtigten Reformation an Haupt und Gliedern, auf 
Erhaltung der kirchlichen Einheit, die ihm als Grundlage des 
zu erneuernden Kaiserthums so sehr am Herzen lag. Selbst 
Karls Pläuen für die Erhöhung seines Hauses hatte Moritz 
sich aufänglich fügen zu wollen geschienen. Als der Kaiser seinen 
Sohn Philipp nach Deutschland berief, um den künftigen Thron- 
folger den Deutschen bekannt zu machen, war ihm Moritz bis 
Trident und weiter entgegengereist, hatte in vertraulicher Weise 
mit dem Prinzen verkehrt und wegen des Landgrafen tröstliche 
Versicherungen von ihm erhalten. Als ihm aber darauf der 
Kaiser 1551 durch den Grafen Schlick den förmlichen Successions= 
entwurf mittheilen ließ, autwortete Moritz, Jugend und Mangel 
an Erfahrung vorschützend, er müsse sich deshalb erst mit den 
übrigen Kurfürsten berathen. In der That, Moritz hätte nicht 
Protestant, er hätte nicht Reichsfürst sein müssen, wenn er 
einen Plau hätte befördern sollen, der die Vernichtung der 
kirchlichen und der nationalen Freiheit Deutschlands zugleich 
bedeutete. Aber sein Scharfblick hatte auch bereits die ver- 
wundbare Stelle an demselben aufgefunden. Es war ihm nicht 
entgangen, wie widerwärtig dieser Lieblingsgedanke des Kaisers 
gerade dein war, den er am nächsten anging, dem König Fer- 
dinand, und von Stund an begann er sich der jüngeren Linie 
des Hauses Habsburg zu nähern. Unter dem Vorwande, den 
Erzherzot Maximilian nach seiner Rückkehr aus Spanien zu 
begrüßen, sendete er Carlowitz zu demselben, ihn seiner treuen 
und bestäudigen Freunoschaft zu versichern, während er selbst 
in geheimem Briefwechsel mit ihm stand; eine beabsichtigte Zu- 
sammenkunft beider unterblieb nur um des Kaisers Verdacht nicht 
rege zu machen. Indem er also das Haus Osterreich „daran 
erinnerte, daß es, um der drohenden Verdrängung zu entgehen, 
bei ihm Schutz zu suchen habe, beraubte er den Kaiser seines 
nächsten und natürlichen Verbündeten.
	        
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