und die Protestanten. 603
Unterdessen hatte die Belagerung von Magdeburg ihren
Fortgang genommen; die Einnahme der Neustadt (28. November
1550) konnte den Belagerten den Ernst des Kurfürsten zeigen,
aber sein unverkennbar zurückhaltendes Benehmen, das in der
Unzulänglichkeit seiner Streitkräfte doch keine ausreichende Er-
klärung fand, erweckte in dem Markgrafen Hans, der jeden
Schritt des Kurfürsten mit wachsamem Auge verfolgte, eine
neuc Hoffnung, deuselben auf seine Seite herüberzuziehen. Daß
ohne Moritzens Theilnahme der Geheimbund der Fürsten seinen
Zweck nicht zu erreichen vermöge, das lehrte ihn die Erfolg-
losigkeit aller seiner bisherigen Bemühungen.
Einen Augenblick schien es freilich, als wenn zwischen diesem
und den Verbündeten der ossene Kampf ausbrechen solle, indem
die Letzteren plötzlich unter Haus von Heideck und den Grafen
von Mausfeld im Stifte Bremen Streithaufen sammelten, die
Magdeburg zu entsetzen Miene machten. Eine solche Einmischung
war Moritz entschlossen, unter keiner Bedingung zu dulden.
Aber der Haß der Protestanten gegen ihn hatte eine Höhe er-
reicht, daß er bei dem geriugsten Anlaß einen gewaltsamen Aus-
bruch herbeizuführen drohte. Die Gehässigkeit der Schmäh-
und Spottschriften, mit denen die nach Magdeburg, „die Kanzlei
Gottes“, geflüchteten Anhänger seiner Vettern ihn überschütteten,
überstieg alles Maß; bald, so hoffte man, werde der König
von Frankreich sich der gefangenen Fürsten aunehmen und
Moritzens Kur so schnell wieder verloren gehen, wie sie gewonnen
worden. In seinem eigenen Lande sing der Boden unter seinen
Füsßen an zu wanken; als er seine Ritterschaft aufbot, ihm
gegen Magdeburg zuzuziehen, stieß er auf förmliche Weigerung,
„da sie dem Herkommen gemäß nicht verpflichtet seien, ihm
außer Landes zu dienen“. Unter diesen Umständen hielt es
Moritz für nothwendig, bevor er zur Ausführung schritt, sich
vor den glaubensverwandten Fürsten wegen seines bisherigen
Verhalteus zu rechtfertigen und sie durch die Erklärung zu be-
ruhigen, daß er zwar entschlossen sei Magdeburg in allen poli-
tischen Dingen zum Gehorsam zu zwingen, aber die Religions-
freiheit der Stadt nicht bedrängen wolle. Gleichzeitig ant-
wortete er auf die Mittheilungen, die ihm Herzog Johann