Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

638 Inneres 1485 — 1553. 
Züter wurden zu Domainen gemacht, damit die Landesherren 
doch für die großen Kosten, die sie wegen der Religion gehabt, 
etwas entschädigt würden. Dies hatten auch die Neformatoren 
gebilligt. Die richtige Stellung der Geistlichkeit im protestan- 
tischen Sachsen war freilich damals und unter schwächern Fürsien 
noch lange später nicht gefunden. Aber an eine Hierarchie war 
doch nicht mehr zu denken. 
C. Kulturverhältnisse in Sachsen. 
Wenn Sachsen einige Jahrhunderte lang als Mittelpunft 
höherer wissenschaftlicher Kultur im Reiche galt, so hat die 
Reformation daran den thätigsten Antheil gehabt, indem sie 
nicht bloß dem theologischen Wissen und Forschen freie Bahn 
schuf und die hierarchischen Schranken dagegen niederbrach, son- 
dern auch mit dem Studium der alten Sprachen (zunächst 
zum Verständniß der heiligen Schriften) den Sinn für Wissen- 
schaftlichkeit selbst eutzündete oder nen belebte. Wie viele Bücher 
Sachsen für den römischen Index lieferte, ebensoviele Triumphe 
hat es über den von dort aus gepflegten Obscurantismus ge 
feiert. Wie zuerst in Sachsen der Humanismus der Refor- 
mation vorgearbeitet hatte, so half ihm wiederum die Nefor 
mation die Scholastik zu entthronen. Aber man sah auch, 
daß Aristoteles, und dasjenige, was man unter seinem Namen 
bisher vorgetragen, ganz verschiedene Dinge wären. Die edlei! 
Griechen überhaupt lebten durch Meister Philipp für Sachsel. 
auf, auch die Sprache Latiums erlangte Bürgerrecht. Fast auf 
den kleinsten Schulen gehörte sie mit in den Kreis des zu Er 
lerneuden. Aber selbst die beiden Universitäten wiederholen i#t 
ihrem Verhältniß zu einander den Gegensatz der beiden fürst 
lichen Linien: die jüngere das Kind des Humanismus und 
die Wiege der Reformation, die ältere geraume Zeit die zihe 
Widersacherin jeglicher Neuerung. 
Denn die Universität Leipzig war durch Georgs Ne- 
actionen gegen die Reformation hinter Wittenberg zurückgehalten 
worden und fand sich schwer aus hundertiährigem scholastischen 
Unwesen heraus. „Nunc friget propter Wittenbergam“, sagte 
1536 des Legaten P. Vorst Begleiter pon Leipzig. Es var
	        
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