Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

642 Inneres 1485— 1558. 
nomie zur Astrologie, und bei Sonnen= und Mond-Finsternissen 
ermahnte der jedesmalige Rector oder Decan durch öffentlichen 
Auschlag am schwarzen Brete die Studenten zur Zucht und 
Ordnung, da solche gefährliche Zeichen schwere Zeiten verkün- 
digten. Unter den Theologen findet man, außer den Haupt- 
helden der Reformation selbst, einen Karlstadt, Amsdorf, Bugen- 
hagen, Flacius, Major, Cruciger; unter den Juristen den 
Hieronymus Schurf und Henning Göde (den sogenannten mo- 
narcha juris). Noch vor der Stiftung der historischen Professur 
bearbeitete Melauchthon Carions Chronik, schrieb Spalatin seine 
Geschichten und Paul Eber sein calendarium bistoricum, später 
Albinus, der Professor der Poesie, seine Chroniken für ein 
Stipendium von 50 Fl., Simon Lemmnius, der Epigrammen= 
dichter, wurde 1533 relegirt, und Hutten vollendete 1511 in 
Wittenberg seine ars versificatorin. Die Zahl der Studirenden 
belief sich damals meist über 2000. Die Stellung der Ge- 
lehrten jener Zeit war wegen ihrer geringern Zahl weit ehren. 
voller. Ein Bugenhagen inaugurirte König Christian III. von 
Dänemark, der Mediciner Peucer, Melanchthons Schwiegersohn, 
stand bei Kurfürst August Gevatter; zu feierlichen Gelegenheiten 
wurden Professoren an den Hof verschrieben. Bei der grofen 
Zahl von Ausländern fehlte es auch in Wittenberg nicht ar 
Studentenrohheit; ein Rector der Universität wurde erschlagen, 
auf Melanchthon selbst ein mörderisches Attentat gemacht 7. 
Auch für die Schulen Sachsens führte die Reformation 
eine neue Zeit herbei. Über die Klosterschulen, die mit den 
Klöstern selbst eingingen, sind nur wenige Nachrichten vorhanden. 
Es werden aber Klöster genannt, die im Rufe größerer Wissen- 
schaftlichkeit standen, wie Pegan, Bosan, St. Thomas zu Leipzig 
Petersberg, besonders Altenzelle, wo Abt Martin Lochau als eifri 
ger Beförderer der Gelehrsamkeit gerühmt wird, auch darin sio 
rühmlich ausgezeichnet hat. Das Bedürfniß nach Schulen wurd. 
seit der Reformation immer dringender. In ihnen erkannte 
Luther das seinem Werke Dauer verheißende Fundament, und eine 
der größten Verdienste, die sich Melanchthon, der Praeceptor 
1) Grohmann a. a. O., 1.
	        
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