Schulwesen. 648
Germaniae, um unsere Nation erworben hat, bleibt die Be-
gründung des sächsischen wie überhaupt des norddeutschen Schul-
wesens. Aus seinem Unterricht gingen die Lehrer hervor, die.
wie der 1523 von Wittenberg nach Goldberg in Schlesien
berufene Val. Trotzendorf die Väter der neuen deutschen Päda-
gogik wurden; seine Schulbücher schufen eine neue Lehrmethode.
Bisher war das Memoriren des Donat eine Hauptsache, doch
hatte schon Paul Schneevogel, um 1486 Schulmeister (d. h.
Rector, ein Titel, der erst im Jahre 1657 aufkommt) zu Chem-
nitz auf eine bessere Methode aufmerksam gemacht. Dort legte
auch der nachher so berühmte Georg Fabricius den Grund
seiner Gelehrsamkeit und bildete sich zu Annaberg unter Rivius
(Bachmann aus Attendorn in Westfalen) weiter fort. Aber
„das System der Schulen, das unserem Lande eine so eigen-
thümliche alle Klassen durchdringende Kultur verschafft hat“/#),
ist erst durch Moritz gegründet worden. Was er 1543 durch
die Stiftung der drei Fürsten= oder Landes-Schulen zu Meißen,
Pforta und (seit 1850 statt Merseburg) Grimma that, griff höchst
segensreich in diese Zeit wissenschaftlicher Anregung herein. Den
gröstten Einflus auf die von ihm auSgehende Organisation des
sächsischen Schulwesens hatten nächst den Reformatoren selbst
der erste Rector von Grimma Adam Siber und Rivius
(1 1653), welchem Moritz die Aufsicht über die drei Fürsten-
schulen übertrug. Auch die Stadtschulen fingen jetzt an sich
aus ihrem bisherigen kümmerlichen Zustande zu heben. Die
berühmteren derselben waren zu Leipzig (Nicolai), Freiberg,
Aunaberg, Dresden, wo in Folge der Visitation von 1539
auch zwei dentsche Schulen, davon eine für Mädchen, errichtet
wurden, Chemnitz, Naumburg, vor allen die zu Zwickau, welcher
Luther selbst den ersten Rang anwies und von der 1523 die
erste Schulordnumng Sachsens ausging. Statt des oft nur auf
einige Jahre vom Rathe oder der Geistlichkeit angenommenen
Schulmeisters, welcher sich wieder seinen Locaten oder Gehülfen
annahm, der oftmals nur ein fahrender Schüler 2), ein Vagant
1) Ranke a. a. O. V, 174.
2) Für einen solchen hält Stieglitz auch den berülhtigten Faust,
der ums Jahr 1525 in Anerbachs Keller zu Leipzig sein Unwesen ge-
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