Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

648 Inneres 1485— 15538. 
Nothfelsers Leitung durch Schicketanz umbauen und mit dem 
Todtentanz verzieren; des Kurfürsten Moritz Namen tragen noch 
die dresdner Moritzstraße und das Jagdschloß Moritzburg, welches 
erst Angust vollendete. — Die Mufik schätzte selbst Luther sehr 
und übte sie. Die Nähe Böhmens und der Gesang der Berg- 
leute im Erzgebirge hatten längst auf die Musik in Sachsen 
vortheilhaft gewirkt. Auch in den Klöstern und Klosterschulen 
wurde sie gepflegt, besonders im Afrakloster zu Meißen. Eine 
Singerei oder Kapelle hatte schon Johann Friedrich 1542 zu 
Torgan, an deren Spitze Johann Walther stand. Moritz be- 
rief ihn nebst 18 Sängern und 12 Singknaben nach Dresden 
„zur Aufrichtung einer schönen Kirchenmnsik“. Luther selbst 
veranstaltete musikalische Unterhaltungen. Auch für die deutsche 
geistliche Dichtkunst brach er die Bahn und veranstaltete 1524 
die erste Sammlung deutscher Kirchengesänge oder das erste 
Gesangbuch von 43 Liedern mit Noten für drei Stimmen. 
Seine Bibelübersetzung und seine andern deutschen Schriften 
bildeten, wie bereits erwähnt, den meißner oder obersächsischen 
Dialekt zur Büchersprache aus, sowie die schwarze Farbe seines 
Priestergewandes die protestantisch -geistliche Farbe wurde. 
Einen mächtigen Einfluß hatte die Reformation auch auf 
den sächsischen Buchhandel. Die Schriften Luthers und der 
Reformatoren, in und außer Deutschland gesucht, gaben einen 
wichtigen Handelsartikel ab. Unter Georg dem Bärtigen war 
Leipzig ein Hauptverlagsort für katholische Literatur. Auf dem 
dortigen Büchermarkt erschien seit 1556 regelmäßig ein fran- 
zösischer Buchhändler 1), obgleich damals Frankfurt noch den 
größeren Bücherverkehr hatte, bis ihn von dort die Strenge 
der kaiserlichen Censur vertrieb. Anfangs waren die Buchdrucker 
auch die Buchhändler; doch kommen um 1545 auch schon zwei 
Buchhändler zu Leipzig vor. In Wittenberg druckte Hans Luft 
Luthers Schriften. Den leipziger Buchdruckern (unter denen 
Kachelofen, Brandis, Gregor Böttiger genannt werden, Melchior 
Lotter, der bei lateinischen Werken zuerst lateinische Schrift ge- 
brauchte, der etwas spätere Vögelin, der mehr typographischen 
Fleiß anwendete) ließ aber auch schon am 20. Juli 1545 der 
1) Ebert, Geschichte der königlichen Bibliothek zu Dresden, S. 25.
	        
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