Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

650 Inneres 1485 — 1553. 
Breslau und Frankfurt a. d. O. 1) Moritz lehnte sogar, um 
Leipzigs Handel nicht dadurch zu beeinträchtigen, die von König 
Ferdinand vorgeschlagene Verbesserung der Elbschifffahrt ab. 
Eigene Ausführartikel hatte Sachsen außer dem Silber seiner 
Bergwerke nur wenige. An Vorschriften wider Handels= und 
Fabrik-Mißbräuche, das Recken und Strecken der Tücher, die 
Verfälschung der Gewürze, das Färben des Ingwers u. s. w., 
fehlte es nicht. Es gehört zum Charakter der Reformation, 
daß ihre Hauptvertreter sich entschieden gegen alles Zinsnehmen, 
den Wucher, wie sie es nannten, erklärten; am heftigsten Lutber 
selbst?), der auch seine Pfarrherren 1540 ermahnte dagegen 
zu predigen. 
Daß mit zunehmendem Wohlstande und mit der Aufklärung 
der Geister durch die neue Lehre und die Wissenschaft die 
Sitten sich nicht im gleichen Schritt und Maß verbesserten, 
mochte eine Folge der bekannten Erfahrung sein, daß der Weg, 
welchen die Wahrheit zu dem Kopf und Herzen nimmt, nur 
ein sehr langsamer ist, besonders wenn der Mensch von Lieblings- 
neigungen oder altem Herkommen lassen soll. Eine Menge 
Klagen damaliger Zeitgenossen, eine Menge Mandate gegen sitt- 
liche Gebrechen in Sachsen bestätigen dies. Mag auch der im 
Alter grämlich und über sein vermindertes Ansehen hypochon- 
drisch gewordene Luther die Sachen etwas zu scharf angesehen 
haben, als er 15.15 aus Wittenberg davongegangen seiner 
Käthe schrieb den Garten zu verkaufen: „deun ich foarcht', 
1) Franz, Pragmatische Handlungsgeschichte der Stadt Leipzig 
(1772), S. 158. Den Lauf dieser und der übrigen Straßen beschreibt 
auch Leonhardi im angef. Werke, S. 286 —297. Über die Collision 
zwischen dem erfurter und dem leipziger Handel s. K. v. Dalberg, Zur 
Geschichte der erfurter Handlung (1780, 40). 
2) S. Luthers Werke (leipziger Ausgabe) XXII, 167. 174. Ihm 
sei berichtet, daß man für 100 Fl. auf den drei leipziger Messen und 
dem naumburger Markt 40 Fl. Juteressen nehme. „Wer uun jeht ju 
Leipzig 100 Fl. hat, der nimmt jährlich 40, das heißt einen Bauer oder 
Bürger in Einem Jahr gefressen; hat er 1000 Fl., so nimmt er jährlich 
400, das heißt einen Ritter oder reichen Edelmann in Einem Jabr ge 
fressen; hat er 10000, so nimmt er jährlich 4000, das heißt einen reichen 
Grasen in Einem Jahr gefressen.“
	        
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