26 I. Abschnitt. Das Verkehrswesen im allgemeinen.
Seefahrt sich kräftig entwickeln, und auch die Geschwindigkeit der
Fahrt wurde von den Römern schon wesentlich erböbt.
Der Landverkehr war anfangs weit zurückgeblieben. Jahrhunderte
hindurch gab es keine gebahnten Straben und deshalb auch keine
Karren und Wagen für den Wagenverkehr. Tragtiere, wie Esel, Pferde,
Kamele, vermutlich im Beginn des 9. Jahrhunderts Vv. Chr. auch schon
Maultiere, waren die Hilfsmittel der Warenbeförderung.
In den nächsten Jahrhunderten, bis zum Eingreifen der Römer in
den Weltverkehr, ging man schon dazu über, Festlandstraßen anzulegen,
die namentlich im Perserreiche entwickelt wurden. Sie dienten aber
vorzugsweise noch Regierungszwecken. Für den Personenverkehr wurden
schon vierräderige Wagen gebraucht, der Güterverkehr blieb dagegen
noch auf Lasttiere angewiesen; namentlich spielten Kamele, Maultiere
und Pferde hierbei eine Kolle.
Die Römer brachten den Bau der Straßen zu hoher Blüte, die sich
zu einem weitverzweigten Netze entwickelten und auch zur Waren-
beförderung mit Wagen benutzt wurden. Auf diesen Straben bewegte
sich ein planmähig eingerichteter Nachrichtenbeförderungsdienst für
Regierungszwecke, der ganz erheblich über die entsprechenden Ein-
richtungen der Perser binausragte. Das römische Strabennetz muß
für Jahrtausende der Entwickelung als die bedeutendste Leistung auf dem
Gebiete des Verkehrswesens bezeichnet werden.
Das frühere Mittelalter steht in bezug auf den Landverkehr wesent-
lich hinter den Römern zurück, deren Schöpfungen im Sturme der Völker-
wanderung untergegangen waren. In bezug auf die gesamten Lebens-
und Daseinsformen war überhaupt das Mittelalter den Römern nicht
zur Seite stellen. Im Verkehrswesen spiegelt sich das deutlich wieder.
Die Landstraßen waren in sehr wenig befriedigendem Zustande,
wenngleich der Gebrauch der Wagen zunahm. Die Flüsse wurden in
mäßigen Grenzen benutzt. Im Seeverkehr wurde wenigstens bezüglich
der Fortbewegungsmittel kein nennenswerter Fortschritt gemacht, da die
Verbindung von Ruder und Segel noch herrschend blieb.
Das spätere Mittelalter zeigt indes doch schon wichtige Vorgänge,
die der neuen Zeit vorarbeiteten. Die Berührung mit dem Osten durch
die Kreuzzüge belebte den Handel und die Seefahrt, deren sich vor-
zugsSweise die italienischen Stadtfreistaaten bemächtigen. Das Auftauchen
des Kompasses birgt sogar den Keim zu gröhtem Fortschritte in sich.
Das Nord- und Ostseebecken wurde durch die Hansastädte lebhaft be-
fahrenp, wie denn überhaupt in der ebristlichen Welt jener Zeit die
Städte die Kernpunkte der Entwickelung waren. Nahezu völlig getrennt
von den cbristlichen Lebensformen blieb freilich der vom Islam beherrschte
Völkerkreis, der aber seinerseits Beachtenswertes auf dem Gebiete des