94 THEODOR BARTH
Akt staatsmännischen Wirkens“. Der König von Sachsen schrieb mir, daß
dies ganz besonders für Sachsen hocherfreuliche Ereignis meiner Klugheit
zu verdanken wäre. Der badische Staatsminister von Brauer schrieb:
„Wir wissen alle, daß das Zustandekommen dieses wichtigen Vertragswerks
in allererster Linie Ihrem geschickten Vorgehen zu danken ist.‘ Aus
München richtete der damals schon vierundachtzigjährige Prinzregent
Luitpold ein Handschreiben an mich, in dem es hieß: „Mit der Aunahme
der neuen Handelsverträge können Eure Exzellenz auf ein Werk zurück-
blicken, das zu den schwierigsten und mühevollsten der Staatskunst gehört.
Ich hoffe zuversichtlich, daß die für die wirtschaftliche Entwicklung des
Reichs so bedeutsamen Verträge für alle Erwerbsstände unseres deutschen
Vaterlandes von segensreicher Wirkung sein werden. Das Verdienst, dieses
große Werk durch alle Schwierigkeiten hindurchgeführt und zum glück-
lichen Abschluß gebracht zu haben, gebührt vor allem Eurer Exzellenz.
Es gereicht mir zur wahren Freude, dies auszusprechen und Sie zu diesem
neuen Erfolge Ihres mühevollen und aufopfernden Wirkens herzlichst zu
beglückwünschen.““ In Ergänzung dieses Handschreibens schrieb mir der
bayrische Staatsminister von Podewils: „Die bayrischen Minister fühlen
sich gedrungen, ihrer Überzeugung Ausdruck zu geben, daß das gewaltige
Vertragswerk, das den ökonomischen Interessen Deutschlands auf lange
Jahre hinaus den unschätzbaren Vorteil ruhiger, gedeihlicher Entwicklung
zu sichern bestimmt ist, ohne die unermüdliche Tatkraft und weise, von
großen Gesichtspunkten getragene Leitung Eurer Exzellenz schwerlich
hätte zur Vollendung gelangen können.“ Freiherr von Podewils bezeichnete
es gleichzeitig als die tiefgefühlte Pflicht der bayrischen Regierung, ihrem
innersten Dank dafür rückhaltlosen Ausdruck zu geben, daß ich neben den
allgemeinen Interessen auch den Sonderinteressen des bayrischen Landes
stets volle Beachtung und Förderung hätte angedeihen lassen. Gegenüber
den von freihändlerischer Seite und ganz besonders von dem Bremer
Syndikus und Abgeordneten Theodor Barth gegen meine Handelspolitik
gerichteten Angriffen war es mir eine Beruhigung, daß der Präsident des
Norddeutschen Lloyd, dem ebenso wie der Hamburger Hapag mein be-
sonderes Interesse galt, die Überzeugung aussprach, die neuen Handels-
verträge, die in erster Linie der Tatkraft und Energie des Reichskanzlers
zu verdanken wären, würden dem deutschen wirtschaftlichen Leben reichen
Segen bringen. Vielleicht die größte Freude bereitete mir das nachstehende
Telegramm meines alten Freundes, des Poeten Adolf Wilbrandt, aus
Rostock: „Sie haben in diesen letzten Jahren und Wochen ein großes Stück
Ihres Lebenswerks vollendet, nicht etwas Makelloses, das noch niemand
vom Himmel herunterbolte, oder gar das allen Genügende, das beim
Schöpfer in den Winkeln der schreienden Unmöglichkeiten schlummert,